Dienstag, 8. Dezember 2015

Schlossgespräche: Die Nacht der langen Messer

Tief unten drängt sich der Rhein am Felsen vorbei, die feuchte Kälte klettert langsam hoch und dringt in die alten Gemäuer des Schlosses Rhäzüns ein. Im Innenhof bückt sich Christoph Mörgeli, in einen dicken Wintermantel gehüllt, etwas ungelenk über die Rosenstöcke und klaubt vereinzelte braune, leicht verfaulte Blätter von den Dornen. Seit er nicht mehr seine Zeit im Nationalrat verplempern muss, ist er viel häufiger im Schloss anzutreffen, sehr zur Freude von Silvia, die nie genug Christophs um sich versammelt haben kann, wie sie manchmal scherzt. Mörgeli, ruft Christoph Blocher aus dem Fenster des Herrenzimmers, schau schnell ins Verlies, obs etwas Wasser und Brot braucht und komm danach hoch zu uns, unsre Strategiesitzung fängt jetzt an! Im Zimmer versammelt sind Adrian Amstutz, der Fraktionschef, der diese Tage über sich hinauswächst, wie Blocher freudig festgestellt hat, sämtliche Antworten, die Christoph dem Amstutz aufgeschrieben und dieser der Presse zum Thema Dreier-Ticket Bundesratskandidaten wiedergegeben hat, waren ohne Abweichungen 1:1 zum Originaltext. Das beweist, dass Amstutz nun schon viel besser lesen kann, als noch zu Beginn seiner Zeit als Präsident der Fraktion. Toni Brunner, als Protokollführer der Schlosssitzungen mit Block und Bleistift bewaffnet, läuft zu seiner persönlichen Bestform auf, seit er mit seinen Zeichnungen die wichtigsten Beschlüsse festhalten kann. Die Parteileitung hat seither viel mehr Respekt vor ihm. Konzentriert malt er eine Sonne mit drei aufrechten und zwei leicht geknickten Strahlen. Ein schwörendes SVP-Bundesratssünneli. Roger Köppel zu seiner rechten schüttelt den Kopf. Infantilismus ist die Vorstufe der kompletten Idiotie, raunt er leise seiner Nachbarin Magdalena ins Ohr. Hä, Mister Köppel, wot häv yu, krächzt sie, können wir nicht endlich loslegen, wir brauchen hier gar keinen Beamer!
Die Wahlfreiheit des Parlaments haben wir zum Glück eingeschränkt, beginnt Blocher, möchte ja nicht wissen, wen sie dort oben in Bern als Bundesrat auf die Zettel schreiben würden, am Ende vermutlich gar mich! Die besten Kandidaten wären selbstverständlich meine Magdi oder der Köppel gewesen, referiert Christoph weiter, doch übt euch in Geduld, in vier Jahren ist es so weit. Dieser neue Bundesrat aber ist zweite Wahl und ein Strohmann, er wird von mir täglich instruiert, sonst wäre er natürlich nur ein halber Bundesrat, klärt Blocher lachend auf. Kaum hat Toni das Strichmännchen fertig gezeichnet, muss er es bereits wieder halbieren. Aufpassen müssen wir einzig auf die Sprengkandidaten aus unseren Reihen, warnt Blocher. In diesem Moment tritt Mörgeli mit einem langen Messer ins Herrenzimmer. Germann, Hurter und Brand sind nach wie vor angekettet unten im Verlies, berichtet Mörgeli, einzig fehlt die Widmer Gysel, sie hat sich befreien können und ist auf der Flucht! Blocher wird bleich und lässt sich auf seinen Stuhl sinken. Nicht schon wieder eine Widmer, die ihm Ärger macht!

Dienstag, 1. Dezember 2015

Wo ist sie denn, die gute Fee?

Was für eine Anzeige! Eine Fee gesucht! Mit Herzblut und Freude, so stehts geschrieben, wie gemacht für mich! Denn wir Feen bestehen aus nichts anderem als aus Herzblut. Und Freude. Die gewünschte Fee also soll in ein exklusives Haus bei Luzern entschweben. „Bei“ Luzern ist natürlich nicht „in“ Luzern. Aber, unter uns Feen, über solche Details zwinkern wir locker hinweg, wenn der Rest stimmt, nicht wahr? Ein stilvolles Ambiente zaubern? Sauber sein? Den Blick fürs gewisse Detail haben? Easy. Gehört zum Feen-ABC. Der Arbeitgeber ist cool, kultiviert und dynamisch. Zudem hat er auch einen Rücken. Einen breiten vermutlich. Durchtrainiert. Grrrr. Diesen soll die Fee ihm freihalten. Klar. Feen lieben den Rücken freihalten. Gleichzeitig ein Händchen haben für ...? Na, na, liebe Fee, eine Schelmin, wer an was anderes denkt, das Händchen haben wir bloss für exklusive Garderobe. Sicher doch. Pelzmäntelchen und Lederstiefelchen gehören schliesslich zur Grundausrüstung aller Feen. Die Lackfeen geben gar noch einen drauf und ich bin mir sicher, dass der coole, kultivierte Unternehmer mit ihnen auch darüber dynamisch verhandeln kann. Natürlich sollen administrative Arbeiten nicht zu kurz kommen, immer dann, wenn der Arbeitgeber rückenfrei die Fee zum Diktat auf seinen Schoss bittet. Die Fee darf übrigens gerne dort vor Ort bei Luzern nächtigen, wenn der Herr des Hauses ausser selbigem ist, weil sich dann nämlich seine Tiere einsam fühlen. Der Rottweiler und die Piranhas im Aquarium. Für eine Fee kein Problem, denn eine Fee liebt alle Geschöpfe. Selbst solche scharfe. Und sollte der dynamische und kultivierte Monsieur spontan ins Heim zurückkehren, hat er in seinem Mahagonischrank sicher die eine oder andere Lederpeitsche, um den Rottweiler aus der Fee zu treiben. Und allerspätestens hier bin ich keine Fee mehr und der Job also nichts für mich.

Dienstag, 24. November 2015

Elektro-Schreck-Mobil

Ich bin ja ein ausgesprochener Autofan. Marken und Motoren, Technik, Innenausstattung, da überschlägt sich mein Herz! Kein Erlkönig, der unerkannt an mir vorbeireitet. Ich kenne die Autos unserer Bundesräte, den silbernen 4x4-Subaru von Ueli Maurer zum Beispiel und weiss, dass sein Sohn ihn in eine Hauswand gesetzt hat. Zum Glück glimpflich davon gekommen, Mauer wie Maurer. Ich sehe den Tesla von Doris Leuthard vor mir und hab gehört, dass sie mit dem Elektro-Turbo mindestens eine Million Kilometer fahren muss, um den lebenszyklusweiten Input an Material, Energie und Wasser für die Herstellung und den Betrieb zu egalisieren. Dies auf alle Fälle hat ein Nachhaltigkeitsforscher und Co-Direktor des Genfer Instituts für Produktedauer-Forschung unlängst geäussert. Und ein Professor von der ETH für motorsystemtechnische Projekte meint, die Ökobilanz der Elektroautos sei dürftig, am heutigen Schweizer Strommix wird sich in den nächsten 15 Jahren wenig ändern, daher sind Elektrofahrzeuge kein Gewinn für die Umwelt. Beide beziehen vermutlich Fördergelder von der Benzin- und Dieselgesellschaft und fahren während den nächsten 15 Jahren mit ihren stinkenden Verbrennern eine Million Kilometer.
Und jetzt auch noch das: Abgasfreie Elektroautos fahren völlig leise! Rollen lautlos durch die Strassen und erschrecken hinterhältig ahnungslose Bürger! Unglaublich! Mit einer Interpellation fordert die SP-Nationalrätin Bea Heim akustische Warnsignale zur allgemeinen Sicherheit. Der Bundesrat möchte entsprechende Vorschriften im Sommer 2019 in Kraft setzen und prüft das selbstauslösende Martinshorn - sobald sich das Elektromobil einem Fussgänger oder einer Hausmauer nähert - was natürlich zu akuten Herzrhythmusstörungen zumindest bei älteren Passanten führen kann. Empfehlenswerter: Bei jedem Elektromobil standardmässig eingebaute Benzin-Laubbläser, vorne angebracht, die dann mit 100 Dezibel durchs Quartier lärmen! Eine hörbar saubere Lösung für alle.

Donnerstag, 15. Oktober 2015

Schlossgespräche: Ross und Reiter

Viel Zeit bleibt uns nicht mehr, schimpft Christoph Blocher und schaut streng in die Runde. Eine ausserordentliche Sitzung im Schloss Rhäzüns ist einberufen. Draussen pfeift der Herbststurm hässig um die Mauern und rüttelt an den Fenstern. Drinnen im Herrenzimmer sitzen Amstutz, Mörgeli, Köppel, Brunner und Martullo am polierten Eichentisch. Letztere natürlich neben ihrem Vater. Dass wir die Wahlen gewinnen ist sonnenklar, fährt Blocher fort, wir müssen uns heute einzig auf den zweiten Bundesrat einigen, damit wir alles zackig vorwärts bringen, dort oben in Bern. Nicht so schnell, ruft ein sichtlich aufgeregter Toni Brunner, es ist doch meine erste Sitzung als Protokollführer! Christoph hat ihm einen Laptop hingestellt. Mit einem ausgeklügelten Rechtschreibeprogramm. Doch als hätte ers geahnt, wie langsam Tonis Finger über der Tastatur kreisen, liegt daneben noch ein Notizblock bereit. Ein Sünneli hat der Brunner Toni nun schon darauf gemalt und dahinter ein Fragezeichen. Das steht für Bundesrat, klärt er den Roger Köppel auf, der ein wenig konsterniert auf das sonst noch leere Blatt Papier schielt. Köppel räuspert sich, drückt seine Brille auf dem Nasenrücken zurecht und als er gerade zu einer brillanten Rede ansetzen will, winkt Magdalena Martullo ab. Roger, spar dir deine schlauen Worte für den Nationalrat auf. Was wir hier suchen ist der neue, der richtige Bundesrat aus unserer Reihe, komm, machen wir doch grad mal eine Übung dazu: Was würdest du tun, wenn du als Bundesrat eine Präsentation machen willst und dein Beamer ist kaputt? Hä? Mister Köppel, was würdest du tun? Hä, Mister Amstutz? Brunner Toni kaut angespannt auf dem Bleistift herum, das Sünneli hat er durchgestrichen und „kaputt“ darunter gekritzelt. Hä, Mister Mörgeli, doppelt Martullo nach, what is se first sing to do? Vater Christoph lehnt sich entspannt in seinen Louis-quinze-Stuhl zurück, schon gut hat er seine Magdi ins Ausland geschickt, das Internationale verkörpert sie helvetisch souverän, logisch, se apple does not fall far from se tree! Amstutz schnaubt und streicht sich eine graue Haarsträhne aus dem Gesicht. Mörgeli neben ihm lächelt süffisant, seit ich meine Haare färbe, sehe ich aus wie neununddreissig und selbst meine Freundinnen werden immer jünger, verstehst du? Martullo blafft ihn an: Mister Mörgeli, wenn du hier nichts zur Lösung beitragen kannst, dann hör gefälligst auf zu tuscheln! Die Herren schweigen. If you have a problem you need to fix it!, hilft Martullo ihnen auf die Sprünge. Ich könnte mich leicht als Bundesrat wählen lassen, versucht Amstutz sich zu erklären, man nennt mich schliesslich den Alpen-Richard-Gere, die Frauen vom ganzen Berner Oberland stehen hinter mir, doch als Fraktionspräsident unserer Partei kann ich ja nicht gleichzeitig Ross und Reiter sein! Ha, ha, schnaubt Martullo verächtlich, damit hat unsereins kein Problem, ich gehe locker als Ross durch und reiten kann ich auch! Und da wirds den Männern in der Runde schlagartig klar, dass sie nur Steigbügelhalter für die neue Bundesrätin sind! Während Köppel verbissen auf seiner Unterlippe kaut, Amstutz und Mörgeli blutleer auf ihren Stühlen kleben, applaudiert Christoph seiner Tochter. Inzwischen hat Toni konzentriert ein stämmiges Pferd gezeichnet. Das Protokoll ist jetzt fertig, strahlt er stolz.

Dienstag, 22. September 2015

Fifty Shades of Grey - reloaded



Der aktuelle Schweizer Bachelor Tobias Rentsch hat unlängst zugegeben, dass er auf Fessel- und Rollenspiele stehe, so à la Fifty Shades of Grey. Der Tobias Rentsch also ein ganz wilder, grrrrr. Er habe das Buch gelesen und sich die interessanten Stellen angestrichen. In der Praxis sieht das so aus: Er fesselt seine Rosenanwärterin hurtig ans Bett, kitzelt sie mit einer Federpeitsche, bis sie sich beugt und kringelt, darauf er schnell ein „Sorry, wart mal kurz“ dazwischenruft, hastig die Lesebrille aufsetzt, die Seite mit dem Buchzeichen aufklappt, um die unterstrichene Passage zu verinnerlichen und just dann, wenn er weiss wies weitergeht, ist der Rosendame die Luft ausgegangen. Erstickt am Kabelbinder, weil er die Technik im Buch falsch gelesen hat. Oder um eine Zeile verrutscht ist.


Nach etwa 1500 Seiten Fifty Shades of Grey Teil 1, Teil 2 und Teil 3 über die Kunststudentin Anastasia Steele und den Millionär Christian Grey mit seinen eigenwilligen Vorlieben ist ja unlängst ein Film dazu erschienen. Wunderbar, so brauche ich gar nicht mehr meine eigene Phantasie anzuzapfen, wie das mit den Büchern so üblich ist, nein, beim Film wird mir alles vorgesetzt. Das wäre selbst für den Rentsch recht praktisch. Da bräuchte er bloss ein wenig vorzuspulen und zack, hätte er die Rose richtig ans Bett gezurrt. Zwischenzeitlich hab ich mir selbstverständlich auch Fifty Shades of Grey – Die Innere Göttin zugetan. Das Tagebuch. Blank Book. Wobei Grey Book fast passender. Ganz blank waren die 192 Seiten nämlich nicht, die Autorin hat immer mal wieder ein paar heisse Tipps einfliessen lassen. Welche Musik sie inspiriert hat. Zum Beispiel. Und ganz viele Zitate... Da knistert mein abgekauter Bleistift, bevor ich ihn ansetzen kann.

Und nun hat E.L. James einen neuen Fifty Shades of Grey-Roman auf den Markt gebracht. Und mir gewidmet. Und all den Millionen Leserinnen, die sie darum gebeten, gebeten und gebeten haben, die Liebesgeschichte zwischen der devoten Studentin Ana und dem dominanten Millionär Christian Grey erneut zu erzählen. Aber bitte, bitte, bitte diesmal aus seiner Sicht. „Grey“ heisst das Buch schlicht und hat stolze 600 Seiten.

Wobei Greys Perspektive locker auf zwei Seiten in der Inneren Göttin Platz gehabt hätte. Seite 1: Kabelbinder, Seil, Klebeband im Baumarkt besorgen, im Erotikmarkt Handschellen und Peitsche. Seite 2: I’m going to fuck you, Miss Steele*. Ganz praktisch für den Bachelor übrigens, er muss hier nur noch den entsprechenden Namen seiner Rose einsetzen.

*Das hab ich mir kurz ausgeliehen aus der Cosmopolitan, darin gibts den vielversprechenden Titel: I Tried All the Sex From Fifty Shades of Grey – in 1 Weekend. Eine Steilvorlage für den Rentsch, damit könnte man auch die Bachelor-Staffel auf ein einigermassen annehmbares Format herunterkürzen.

Sonntag, 2. August 2015

10 Jahre jünger?


Kurz nach meinem 50. Geburtstag hab ich also einen topseriösen Test im Internet gemacht und mir mein biologisches Alter von 42,5 Jahren errechnet. Ha! Somit ich höchstens ein halbes Jährchen älter bin als die Heidi Klum! Fehlt mir bloss noch der junge Schnabel Vito in meiner Vita. Aber darauf will ich jetzt gar nicht hinaus. Meine äussere Erscheinung will nämlich mit meinem jungen Innenleben nicht recht zusammenpassen. Die Schwerkraft wirkt und das Gesicht hängt mir bald zum Hals raus. 53’300 Schönheitsoperationen wurden im letzten Jahr in der Schweiz vorgenommen. Fast so viele wie in Brasilien. Dort wird ja bekanntlich sehr gerne und viel herumgeschnipselt und Zeugs entfernt, an welchen Körperteilen auch immer. Im Tagesanzeiger hat vor ein paar Monaten ein für seine Wanderungen in Höhen und Tiefen bekannter Journalist eine Bündner Chirurgin interviewt, die in einer renommierten schicken Zürcher Klinik ihr Handwerk beherrscht. Mit Rucksack sei er da aufgetaucht und habe ohne Hemmungen über Schamlippenverkleinerungen gesprochen, natürlich nicht über seine, das wäre dann doch zu privat, aber andere Schönheitsoperationen seien längst ausgeleiert und niemand interessiere sich dafür. Nun ja, ich wüsste da schon jemand. Zwei Tage später sass ich im Wartezimmer just bei dieser Frau Doktor. Schickes Interieur, warme Farben, Duftkerzen. Denn, so hab ich ebenfalls kürzlich gelesen, eine Studie belegt, Hamster, die in einem aufgehübschten Käfig residieren, mit exklusivem Laufrad und Hüpfburg und einem Chalettraum von Nagerheim, sind optimistischer als Hamster in einem tristen Käfig. Und tatsächlich, nach etwa zwei Minuten bin ich bereits etwas entspannter, sicherer, zufriedener gar und beinahe faltenfrei. Und grad als ich den Anmeldeschein bei der Empfangsdame wieder zurückfordern will, hat Frau Doktor mich abgeholt, mich in ihren Behandlungsraum gebeten und mir einen bequemen Sessel angeboten. Mir gegenüber die bildschönene Ärztin, Alter 42, biologisches mindestens 10 Jahre darunter, dunkles volles Haar, ebenmässiges Gesicht, die Luft zum Atmen wird mir ganz dünn. Dann haben wir ein wenig über Graubünden geplaudert, mein Herz öffnet sich und spätestens jetzt wird mir das Ganze mehr als peinlich. Aber nun bin ich schon mal hier, wieso nicht doch meinen Problemkropf leeren? Der Hals plagt mich, brichts aus mir heraus, mit seinen Falten, weil das Gesicht da oben nicht mehr so recht will und sich hängen lässt. Kurze Stille. Frau Doktor drückt ihre schwarzumrandete Brille auf ihrem feinen Nasenrücken zurecht und schaut mich intensiv mit ihren mandelförmigen, dunklen Augen an. Also, antwortet sie ruhig, dies ist voll der harte Fall, und leider nein, es gibt kein as biz hinter den Ohren ziehen, quasi 2 Millimeter und alles wird gut, nein, nein, hier gibts nur das grobe Geschütz, da hilft einzig ein totales Facelifting! Sie zieht aus ihrer Schublade eine Reihe von Fotos. Vorher-, Während- und Nachher-Beweise. Der Schnitt läuft von oben nach unten, es wird gehoben und geschoben und nein danke, ich bin glaubs noch nicht so weit, hab ich gestottert. Sie hat gelächelt und bei der Verabschiedung mir leicht auf die Schultern geklopft, die Augenlider könnte ich mir ja trotzdem mal liften lassen, hat sie mir mit makellosem Augenaufschlag zugeraunt, kleine Sache, grosse Wirkung und wer schaut dann noch auf den Hals? Stimmt. Jetzt wo sies sagt. Nun aber seh ich jeden Morgen nicht nur die Falten am Hals, nein, auch das Aug, das hängt. Jedoch bis zum Schritt für den OP-Schnitt freue ich mich erst mal an meinem neuen Hamsterrad. Schöner Wohnen macht glücklich. Und glückliche Menschen sehen jünger aus. Zumindest biologisch.

Donnerstag, 23. April 2015

Fischers Fritzli fischt?

 
Da schickt man den Fritzli gutgemeint aus dem Haus, damit er nicht dauernd vor irgendeinem Bildschirm herumhängt, drückt ihm eine Fischerrute in die Hand und denkt, die Ruhe am See tut ihm gut, er übt sich in Geduld und überhaupt die Natur ist wunderbar, quasi der Fritzli fischt sich gesund. Und vielleicht, wer weiss, bringt Fritzli zum Znacht frischesten Fisch auf den Tisch. Denn Fisch ist gesund. Sagt man. Doch nun warnt der Chefarzt und Psychiater Frank Urbaniok heut im Tagesanzeiger, dass fischende Kinder extrem der Gewalt ausgesetzt sind, sie zerren einen unschuldigen Kiementräger an Land, bringen ihn dort, zack, um, schlitzen ihn auf, nehmen ihn aus! Voll das harte Programm! Fischmord! Geht gar nicht! Fritzli wird abgestumpft oder noch schlimmer, aggressiv! Fischaggressiv! Daher fordert Urbaniok - wie übrigens auch der  Tierschutz - eine Altersgrenze für die Lizenz zum Fischen: 16 oder 18 Jahre. Fritzli ist dann fast Fritz und der tote Fisch zwar immer noch tot, aber wird immerhin in Fritzens Auto nach Hause geliefert. Und bis Fritzli dieses Mindestalter erreicht hat, lassen wir ihn vor dem Computer ein wenig ballern und füttern ihn ab und zu mit frittierten Fischstäbli. Die wirken beruhigend. Sagt man.

Freitag, 17. April 2015

♯regretting motherhood: Das Bereuen der Mutterschaft












23 Frauen haben in einer Studie zugegeben, dass sie ihre Mutterschaft bereuen. Sie lieben ihre Kinder über alles, doch wenn sie die Zeit zurückdrehen, würden sie sich gegen das Kind entscheiden.

Einziger Test für die Mutterschaft ist der Schwangerschaftstest. Würde sich hier bloss hier ein weiteres Fensterchen öffnen, das anzeigt, wie nervig und anstrengend der Nachwuchs ist, wie spiessig die Nachmittage am Sandkastenrand und wie katastrophal die Kindergeburtstagsfeste sind! Wie aufwendig die richtige Wahl der Frühförderkurse und der perfekten Schule. Und für die Pubertät bräuchte es noch ein weiteres Fensterchen, was sag ich, Schaufenster.

Aber sag das den Frauen im Hormonrausch... Wer will da schon zuhören. Das Kind, die Krönung der ewigen Liebe! Jedes Lächeln, jedes Augenbrauenhochziehen wird sofort an die ganze Welt geschickt: sohappymitmimschnügel oder bishperfektmisbaby. Ein Jahr vielleicht oder zwei oder drei. Dann wirds immer mühsamer und die Posts weniger. Und ja, jetzt bereuen wir. Ich liebe mein Kind über alles, aber trotzdem, glücklicher wäre ich ohne es.

In diesem Fall hilft nur das Rückgaberecht: recyclingmeinliebeskind. Dort wird der anstrengende Junior in ein Regal verfrachtet und wartet bis sich jemand mit unbändigem Kinderwunsch seiner erbarmt.

Alles wunderbar! So easy! Aber bedenkt, liebe Mütter, gleiches Recht für alle: Das Kind darf selbstverständlich seine Mutter ebenfalls zurückbringen. Wenn sie nervt, zickt und im Klimakterium steckt. Oder noch schlimmer: Bereut, ein Kind bekommen zu haben!

Mittwoch, 21. Januar 2015

Der Mann, der Affe und die Lebenskrise

Auch Männer spüren die Midlife-Crisis, hat kürzlich eine Zeitung berichtet. Manche triffts bereits nach dem vierzigsten, andere erst um den fünfzigsten Geburtstag herum, so lese ich weiter. Sie haben häufig schlechte Stimmung, die Männer, und sind unmotiviert. Das Haar fällt aus. Die Samenstränge verdicken sich, weil die Ehefrau im Migräneabonnement steif daneben liegt. Und die pubertierenden Kinder hauen ihm frech die Jugend und baldige Unabhängigkeit um die Ohren. Unter uns, Mutti hadert ebenfalls mit dem Älterwerden, peinlich berührt, wenn die halbseidene Unterwäsche der Tochter stets filigraner wird, während sich die eigene in der Baumwolle verheddert und immer grösser wird. Doch zurück zum Mann: Mit 50 Jahren wie ein kräftiger Baum mitten im Leben und auf einmal ist sie da, die Krise! Nagt an der Wurzel und gleichzeitig an der Krone. Kommt jedoch in den besten Kreisen vor, so steht es hier schwarz auf weiss: Bei reifen Schimpansenmännchen zum Beispiel oder ergrauten Herren Orang-Utans. Sie zeigen es mit Lustlosigkeit und schlechter Laune. Und sitzen die Krise aus. Während der Menschenmann sich einen Porsche kauft, die hübsche Brünette anlacht an und gleichzeitig den N.Y.-Marathon in einer Rekordzeit läuft. Fragt sich jetzt, wer hier der Affe ist. Aber vielleicht hab ich den Artikel auch falsch verstanden?