Freitag, 21. Mai 2010

Hauptsache nackt

Nächste Woche muss ein Herisauer Naturbursche im Appenzellischen Ausserrhoden vors Gericht. Er wanderte einst hüllenlos, bis auf zwei Wanderschuhe und einem Säcklein auf dem Rücken, an einer benutzten Feuerstelle vorbei. Recht mutig, denn auf dem Grill, so erzählt der Nacktwanderer später, lag genau eine Wurst weniger als Leute ringsum sassen. Bevor sich die hungrige Gesellschaft auf ihn stürzte, so kam es ihm vor, nahm er fluchtartig den erstbesten Weg, der sich ihm zeigte, und ehe er sichs versah, rannte er direkt am christlichen Rehabilitations-Zentrum „Best Hope“ vorbei. Zwei Insassinnen, die just zu diesem Zeitpunkt am Fenster standen, sollen Gott lautstark für diesen anmutigen Anblick gedankt haben. Er hätte das Halleluja noch über mehrere Pfadwindungen hinweg gehört, hat der Nacktwanderer zu den Polizisten gesprochen, als sie ihn kurze Zeit danach am Rucksack packten und abführten. Die Grillgruppe hatte Alarm geschlagen. Solche Spielverderber aber auch.
Derweil in den USA eine neue Variante um sich greift: Nackt-Yoga. Anhänger dieser freien Bewegung erklären, Nackt-Yoga helfe ihnen beim Vertiefen ihrer Übungen und dem Aufbau einer engen Gemeinschaft. Wunderbar. Die DVD „Hot Nude Yoga“ animiert, die Übungen daheim im privaten Umfeld auszuprobieren. Für die prüden Yogi sozusagen. Alle anderen üben sich gemeinsam in der stehenden Schildkröte, in der gleichgewichtigen Vorwärtsbeuge, im Lotuspflug, im fliegenden Hund. Das Nude-Yoga-Studio machts möglich, oftmals hinter gezogenen Vorhängen. Gezogene Vorhänge? Wie in einem Beichtstuhl? Präsentieren sich die Geschehnisse hinter klösterlichen Gemäuern jetzt gar in einem anderen Licht? Haben die Mönche und Priester nur einen neuen Trend setzen wollen? Das Nacktbeichten und die Nacktseelsorge? In diesem Sinne: Schöne Pfingsten! Feiern wir das Kommen des Heiligen Geistes. Am besten nackt.

Donnerstag, 6. Mai 2010

Ausgemetzlert

Er trage manchmal auch einen String unter einem feinen Anzug, gesteht Lukas Metzler, denn es gefalle seiner Frau, wenn er morgens in Unterwäsche gut aussehe. Ganz schön scharf, das Kerlchen, denk ich und frag mich, welche seiner Frauen er wohl dabei gemeint hat. Bestimmt seine Ruth, hat er doch über Jahre geduldig ihre Handtasche getragen, wenn sie zwischendurch mal wieder ein T-Shirt signieren durfte. Als Justizministerin. Aber dies alles Schnee von gestern. Ruthli sitzt längst nicht mehr im Bundesrat. Sondern bei Novartis in Basel. Und Lukas im Appenzellischen weiterhin als Anwalt und zusätzlich als erfolgreicher Verwaltungsrat der ‚Pfeffermintz’-Linie, Unterwäsche für alle Fälle (Männer wollen nur das eine, sagt Pfeffermintz.com) und pflegt dort obendrein grad noch einen sehr persönlichen Kontakt zu der Geschäftsführerin. Lukas somit nicht nur ein prominenter Werbe- und Unterhosenträger, vor allem ist er ein glaubwürdiger. Alles läuft bestens, Pants, Slips & Strings, die ‚Pfeffermintz’-Freundin unter der Woche, die Ruth am Wochenende. Lukas hat alles im Griff. Bis er den String etwas überspannt. Fliegt übermütig mit seiner Pepperminta nach Scharm-El-Scheich, taucht in die Korallenriffe ab, kehrt ein paar Tage später nach Hause zurück, Geliebte aus- und Ruthli eingepackt, direkt nach Scharm-El-Scheich retour, um just im selbigen Hotel wieder einzuchecken. Die Diskretion der Reception halt auch nicht mehr wie früher. Wird dem Ruthli beim Aushändigen des Zimmerschlüssels zugezwinkert, man hoffe, der Aufenthalt gefalle ihr ebenso gut wie Madame Metzler von letzter Woche... Ruthli, nicht auf den Kopf gefallen, hat eins und eins zusammen gezählt und mit Charme ihren Scheich in die Wüste geschickt. Die Lage inzwischen etwas beruhigt, die Trennung jedoch beschlossene Sache. Ruthli zeigt sich bereits mit einem Basler Geschäftsmann an ihrer Seite, praktisch, da sie ja eh vor hat, in Basel zu bleiben und Lukas (mit Pfeffermintz verkehrt er nur noch geschäftlich) ebenfalls eine andere gefunden, auch das praktisch, weils gut zu seinem Unterhosen-Motto passt: öfters mal eine neue!