Dienstag, 20. März 2012

Darfs ein bisschen mehr sein?

Statt wie Pamela Anderson vorm Spiegel zu stehen und stolz die Knöpfe der Bluse sprengen zu lassen, sehen sich nun zigtausend Frauen gezwungen, ihre Brustimplantate zu entfernen. Die französische Firma PIP hat zugegeben, fehlerhaftes Silikon geliefert zu haben. Die Kissen können reissen, das Dekolleté würde instabil, verselbständige sich gar. Nicht auszumalen, wohin es überall wandern könnte. Gefüllt sind die Prothesen mit einem Billig-Gel und einem für Industrieprodukte bestimmten Silikon. Statt Fugen dichten, Busen richten, hat sich der PIP-Chef dabei gedacht und im Geiste bereits die vielen Münzen gezählt, die ihm dieser Coup einbringen wird. Jetzt sitzt er dafür hinter schwedischen Gardinen. Die Frauen sollen sich bitte ihre Brüste in die Urfassung zurücklegen lassen. Lieber etwas kleiner, dafür gesund.
Nun, die Grösse ist auch dem männlichen Geschlecht nicht unwichtig. In Amerika sind 25000 Männer zum Thema Penisverlängerung befragt worden, 45 Prozent davon hielten ihr bestes Teil für zu klein. Dabei, so spricht eine holländische Forscherin, sei ein profunder Mangel an Wissen schuld, Männer schielen nämlich jeweils am Pissoir zu viel auf des Nachbars Stück, die Organe der Kollegen wirken durch die seitliche Betrachtung voluminöser als das eigene, welches der Träger ja nur von oben sieht. Somit alles relativ. Selbst aus den Niederlanden gesehen. Doch inzwischen werden in den USA weit mehr als 1400 Penisvergrösserungen jährlich durchgeführt. In der Schweiz hält man sich noch bedeckt, aber das ist bloss eine Frage der Zeit, bis der hiesige Mann dazu steht. Methoden gibt es genügende. An der Universität Belgrad zum Beispiel zerlegen die Urologen den Penis in seine Einzelteile – ähnlich wie das Moped in der Werkstatt – setzen ein Stück Rippenknorpel des Trägers zur Verlängerung ein und fügen das Organ wieder zusammen. Und schon ists frisiert und läuft schneller, länger, besser. Oder das Band, welches den Penis am Schambein hält, wird durchtrennt, damit vergrössert sich der Anteil, der sonst im Körper verborgen bleibt und hängt folglich weiter raus. Nach diesem Eingriff muss der Patient mindestens sechs Stunden am Tag sechs Monate lang ein Gewicht am Penis tragen. Ein Gramm, hundert Gramm oder gar mehrere Kilo ist wohl vom individuellen Wunschziel abhängig. Und für eine Verdickung des guten Stücks – bis zu maximal 30 Prozent an Volumen – verwendet der Chirurg Hautfett, Fettzellen oder eben Silikon. Doch das, so wissen wir, kann in die Hosen gehen.