Freitag, 25. Juni 2021

Lieber Herr Berset. Ich glaube, das ist mein letzter Brief an Sie. Ausgeberset sozusagen. Fertig lustig. Merciviumau, dass Sie stets einen kahlen Kopf behielten, die Situationen im Griff hatten, auch wenn ich mengisch nicht mit Ihnen einverstanden war. Nun also lassen wir die Hüllen fallen, der Maskenball ist endlich vorbei, wir werden uns wieder an ganz gewöhnliche Gesichter gewöhnen müssen. Der eine und die andere sehen vielleicht ein wenig älter aus, also zumindest ich. Die Lippenstiftbranche wird aus den roten Zahlen kommen, wir werden uns zur Begrüssung dreimal küssen oder auch nicht. Die Covid-Geimpften dürfen in Clubs abtanzen, das Leben hat für unsere Jugend also endlich wieder einen Sinn! Die Ungeimpften schauen derweil skeptisch zu. Das Zertifikat ermöglicht neue Freiheiten, wenigstens innerhalb der Schweiz. Dass es später auch in der EU zählen wird, dafür kann eventuell Ihr Kollega im Aussendienst sorgen. Weil ja eh jedes Land eigene Regeln hat, werden wir individuell schauen, uns schützen oder zu Hause bleiben. Das kommt mir irgendwie bekannt vor. Doch wie sagten Sie: Pandemie isch verbii! Aber wir müssen vorsischtisch bleiben! Cher Monsieur Berset, normalerweise verabschiede ich mich mit einem «bis bald» – doch in Ihrem Fall werde ich wohl eine Ausnahme machen!

Mittwoch, 26. Mai 2021

Cher Monsieur Berset. Die Strateschie des Bundesrates geht voll auf: Wir haben ein hohes Tempo beim Impfen mit wirksamen Impfstoffen (ein nicht unwesentlicher Bestandteil Ihrer Strateschie) an den Tag gelegt, selbst unsere Jugend hat bereits einmal Covid intus. Und wir testen seit genügend Tests zur Verfügung stehen (Sie hätten ja auch hinter Ihrer Maske sagen können, die Tests nützen nichts, mais non, das haben Sie gelernt aus der Koch-Masken-Misere). Alors, weil wir jetzt alle Pandemie können, so haben Sie heute verkündet, geht es in grossen Schritten Richtung Freiheit zu. Die Restaurants werden in wenigen Tagen wieder geöffnet sein, natürlisch müssen wir vorsischtisch sein, aber wir dürfen uns zu viert an einen Tisch setzen und dort die Masken fallen lassen. Auf der Terrasse können wir uns gar zu sechst bedienen lassen. Privat lockern Sie noch grosszügischer: 30 Freunde drinnen, 50 im Garten. Oh. Das wird natürlich schwierig. 50 Freunde! Nach all den Monaten zu Hause hocken! Und vorsischtisch sein! Uns bleiben höchstens 5! Aber – ich könnte Sie ja einladen, Sie und all Ihre Bundesratgspändli. Mit Partner:innen. Für draussen. Das wird sicher lustig. Sie dürfen auch Ihren Ex-BAG-Koch mitbringen, er kann sich an unserem Grill die Finger verbrennen – wir werden es garantiert niemandem weitererzählen. Vielleicht. Doch. Und dann freuen wir uns einfach zusammen. Auf einen guten Sommer. Und ein neues Leben. Merciviumau!

Mittwoch, 12. Mai 2021

Cher Monsieur Berset. Jetzt wirds locker, titelt der Blick, Beizen auch innen offen, Events innen mit 100 und draussen mit 300 Personen möglich! Mais, vous disez, das passiert nur, wenn wir vorsischtisch bleiben! Mais ouiii, klar doch, wir werden uns ab dem 31. Mai innen in den Restaurants allerhöchstens zu viert an einen Tisch setzen. Et oui, wir werden die Masken selbstverständlisch am Tisch tragen! Nur wenn wir konsumieren, werden wir sie lässig – wie unsere Sonnenbrillen – hoch ins Haar schieben. Und subito wieder zurück über Nase und Mund ziehen, wenn wir kauen, schlucken oder sprechen. So wird der Mundschutz gleichzeitig zur Serviette, man muss es ja auch mal von der praktischen Seite her anschauen. Private Feiern im Garten sind auf maximal 15 Gäste beschränkt, c’est bon, mehr Freunde sind uns seit der Pandemie eh nicht geblieben. Judo und Schwingen ist ohne Maske erlaubt, wenn höchstens zu viert, der Swinger im Club jedoch muss sich noch gedulden, egal in welcher Formation. Auch Tanzveranstaltungen bleiben weiterhin verboten und die Clubs geschlossen. Bei all den Lockerungen könnten Sie doch diese ebenfalls wieder öffnen, oder? Unsere Jugend tanzt sowieso ab, momentan trifft man sich an illegalen Raves im Wald. Corona-konform vielleicht wahrscheinlich eher nicht. Und: im Wald leben ja Fuchs und Hase, die können sich vor lauter Techno Beats keine gute Nacht mehr sagen! Alors, cher Monsieur Berset: wir müssen vorsischtisch sein, avec la jeunesse, aber auch mit schwerhörigen Tieren, n’est pas? Merciviumau!

Freitag, 9. April 2021

Lieber Herr Berset. Happy birthday! Ich wünsche Ihnen alles Gute und dass Sie gesund bleiben. Gesundheit, können wir ja alle brauchen, denn ehe wir uns umschauen, päng, sind wir tot. Wie Prinz Philipp. In zwei Monaten wäre er 100 geworden. Und ausgerechnet heute hat ihm sein Leben einen Strich durch diese Rechnung gemacht. Für alle anderen geht es weiter. Geniessen Sie also Ihren Geburtstag! Und dies erst noch an einem Freitag, da können Sie feuchtfröhlich ins Wochenende hineinrutschen. Mit einer lustigen Runde zu zehnt am grossen Tisch. Daheim. Nicht in einem Restaurant, aber diese Corona-Regel kennen Sie vermutlich, als ob Sie sie selber geschrieben hätten. Hingegen, wenn Sie ein Zimmer in einem Hotel buchen, dürfen Sie im dortigen Restaurant essen und feiern, haha, das ist ja eine lustige Logik, aber nur an Vierertischen und mit genügend Abstand zum nächsten. Verteilen Sie also Operngläser und Megaphone an Ihre Gesellschaft, das vermittelt Nähe und Gemütlichkeit und gibt ein Stück weit Normalität zurück. Haha, Stück weit! Diese Sache mit den Hotels versteht mein Schwiegervater ja gar nicht, er meinte, ich solle Sie mal fragen, ob das Virus eine Hotelphobie hat, bzw. weshalb stecken wir uns in einem vollen Hotelrestaurant weniger an als in einer halbleeren Dorfbeiz? Vielleicht reist es nicht gerne? Und ist lieber dort, wo man sich kennt? Übrigens: Mein Schwiegervater feiert heute auch Geburtstag! Bei uns zu Hause. Am grossen Tisch. Wir werden auf Sie anstossen, auf uns, das Leben, Prinz Philipp und auf die Lockerungen, die Sie uns am 14. April verkünden. Viva! Und merciviumau!

Donnerstag, 1. April 2021

Lieber Herr Berset. Die Flieger aus Brasilien landen im Stundentakt in Zürich. Willkommen Mutante P.1, tanze Samba mit mir, die ganze Nacht! Uah aha, weil Samba uns glücklich macht! Wer sagt denn, dass wir dazu einen offenen Club brauchen? Genau. Wir lassen diese lieber geschlossen wie andere Stätten auch. Dafür bitten wir brasilianische P.1-mutierte Mu-Tanten ins Land, weil ja klar, die Swiss auch leben muss. Hab ich eben leben gesagt? In Brasilien explodieren gerade die Fallzahlen, Bolsonaro lässt die Flugzeuge füllen, denn je weniger im eigenen Land bleiben, desto mehr freie Plätze gibt es auf seinen Intensivstationen, desto schöner ist seine Bilanz. Also her damit! Willkommen, Mutante P.1! Geniesse die schönen und warmen Ostertage bei uns und zeige dich mit ansteckender Freude! Eben kams in den Nachrichten: Superspreader Mu-Tante CH 1.4.21 zieht hüftschwingend ums Zürcher Seebecken. April, April?

Montag, 8. März 2021

Lieber Herr Berset. Merciviumau!!!! Meine letzte Bestellung sind Sie ja schon fast am Ausliefern! Seit einem Jahr schreibe ich Ihnen und wow, nun haben Sie aber zügig gehandelt. Ab dem 15. März können sich alle gratis testen lassen, ich würde ja sagen: endlich, aber Sie haben ja erklärt, wie schwierig und kompliziert alles ist, daher sage ich: Hauptsache, wir testen überhaupt! Und impfen! Da sind sie nun voll auf Kurs und müssen gar nicht mehr mit Sputnik zum Mond fliegen. Das Geld brauchen Sie ja jetzt fürs Testen, über eine Milliarde Franken lassen Sie sich das kosten. Und uns. Lieber Herr Berset, da Sie also auf Bestellungen besser reagieren als auf gewöhnliche Schreiben, würde ich gerne wieder etwas ordern: Für unsere Jugend etwas Rückkehr in die Clubs und für uns Alten ein paar offene Restaurants. Das wärs im Moment. Merciviumau!

Mittwoch, 24. Februar 2021

Lieber Herr Berset. Also gut, Sie haben entschieden. Egal, wie und was die SVP von Diktatur polterte, Sie ziehen es demokratisch durch. Sie lockern es bitzli: Sport und Kultur ist für U-20 wieder möglich. Ü-21 hockt aber weiterhin bei uns zu Hause. Museen dürfen öffnen, hingegen Kulturbetriebe nicht. Hä? Und: Restaurants bleiben geschlossen. Wir sitzen auch bei Frühlingswetter auf unserer Terrasse und niemand fragt uns, was wir denn gerne hätten? Nun, ich sage es Ihnen, was ich bestellen würde: Herr Ober(set), bitte zur Vorspeise testen, testen testen, zum Hauptgang ein funktionierendes Contact Tracing und als Dessert einmal Biontec. Als Supplement eine zweite Impfung vielleicht für den robusten Ueli Maurer. Und eine weitere für die übrigen Bundesräte. Gerne auch eine Sputnik, die schiesst euch dann zum Mond. Merciviumau.

Mittwoch, 17. Februar 2021

Lieber Herr Berset. Jetzt haben Sie wieder mal Klartext gesprochen – unter Ihrer Maske. Läden gehen auf, wir dürfen wieder Strumpfhosen kaufen und nicht nur Schrauben und Akkubohrer wie bis anhin. Yeah! Buchhandlungen öffnen, Gott sei Dank, das ist für mich ja die beste Nachricht. Und Museen! Bibliotheken! Und die unter 18jährigen, denen die Decke auf den Kopf fällt, die dürfen sich wieder zu Fünfzehnt am Bahnhof Stadelhofen treffen, um sportlichen und kulturellen Anlässen nachzugehen. Na, dann Prost! Diejenigen, die über 18 sind, denen macht ja zum Glück die ganze Situation nichts aus, ihnen mangelts an nichts. Ha ha, wir haben übrigens einen 21jährigen daheim, ich schick ihn gerne ein paar Tage zu Ihnen nach Hause, cher Monsieur Berset. Uns Alten fehlt im Prinzip ja einzig der Gang zum Lieblings-Restaurant. Doch bis dieses öffnen darf, braucht es nur eine Impfquote, die mit dem R-Wert multipliziert, durch die Inzidenz dividiert und von den Coronafällen subtrahiert wird, dann noch die Belegung der Intensivbetten hoch die britische Mutationsrate mal Südafrika minus Brasilien. Wurzel Quarantänetage. Das bisschen Stochastik ist doch voll easy, ergibt 1. 4.! April, April!

Donnerstag, 4. Februar 2021

Cher Monsieur Berset. Bis wir genügend Corona-Impfstoffe für die ganze Bevölkerung zur Verfügung haben, bleibt uns ja noch es bitz Zeit, uns ein paar Gedanken zu machen, welche bereits wissenschaftlich belegten Nebenwirkungen uns beeinträchtigen könnten, n’est-ce-pas? Da wäre zum Beispiel die Unfruchtbarkeit, die bereits ab der ersten Impfung eintritt. Für die Risikopatientinnen in den Altersheimen eine schockierende Nachricht und hat viele Bewohnerinnen verunsichert. Doch wie Hedi A. (97) aus der Seniorenresidenz "Lueg-in-Himmel" sagt: Dieses Risiko gehe ich ein! Brisant auch: Beim Impfen werden Zweifel-Chips von Bill Gates unter die Haut gespritzt, die uns dann ständig verängstigen und manipulieren. Die daraus resultierenden Daten werden subito um die Welt geschickt, also das heisst einmal bis zum Ende der Scheibe und wieder zurück. Dort landen sie direkt auf Ihrem Server, cher Monsieur Berset, und Sie haben danach die totale Kontrolle über uns. Aber da Sie und der ganze Bundesrat eh bald durch ausserirdische Echsenmenschen ausgewechselt werden, ist alles halb so schlimm. Il n’y a pas de raison d’avoir peur oder auf deutsch: Sie verteilen ja demnächst für jeden einen Aluhut. Merciviumau!

Freitag, 22. Januar 2021

Lieber Herr Berset. Da fliegt doch kurz vor Weihnachten der 70jährige Milliardär Johann Rupert in seinem Privatjet von Südafrika direkt in die Schweiz, um sich im Thurgau bei einer Testimpfung ein Spritze in den Oberarm setzen zu lassen, die nicht öppa gegen Geldsucht sondern gegen Covid hilft. Durchgeführt wurde die Testserie von der Hirslandengruppe, die zwar nicht dem Thurgau gehört, jedoch Johann Rupert, dem reichsten Mann von Südafrika. Dass ein gutsituierter, älterer Herr aus Südafrika eine Covid-Impfung noch vor vielen anderen Thurgauern und Nicht-Südafrikanern bekommt, ist ja das Eine. Ob der Mann aus Südafrika sich bei der Einreise subito in Quarantäne begeben hat, das Andere. Ich weiss nun gar nicht, wie oft ich SÜDAFRIKA geschrieben habe, lieber Herr Berset, aber sollte Ihnen die Corona-Mutation aus Südafrika Sorgen bereiten, dann äh ja, würde ich sagen, jetzt mir auch. Merciviumau!

Donnerstag, 14. Januar 2021

 

Cher Monsieur Berset. Maintenant est tout clair! Und ich habe alles verstanden. Alors, presque tout, zumindest welche Geschäfte wieder länger offen haben werden. Tattoos- und Piercingstudios zum Beispiel. So kann ich mir endlich in den nächsten Woche links "Alain" auf den Arm stechen lassen. Und rechts "Ueli". Je nachdem wie teuer es wird. Ich freu mich auch für den Blumenladen, der wieder Sträusse verkauft, die Autovermietungen, die Boliden loslassen, das Eisenwarengeschäft, das Muttern und Stichsägen feilbietet. Einzig öppis verstehe ich nicht: Weshalb müssen Buchhandlungen geschlossen bleiben? Hat das eine bestimmte Logik? Merciviumau!

Dienstag, 12. Januar 2021

Lieber Herr Berset. Morgen also wollen Sie die scharfen Verschärfungen verkünden wie zum Beispiel Maskenpflicht am Arbeitsplatz auch bei offenem Fenster. Läden schliessen, die keine Güter des täglichen Gebrauchs verkaufen. Ausgenommen: Lebensmittelläden, Apotheken, Optiker und Hörgeräteläden, hä, was haben Sie gesagt? Telecomanbieter, Reparatur- und Unterhaltsgeschäfte inklusive Wäschereien, Blumenläden, Bau- und Gartengeschäfte sowie Viehmärkte im Freien. Hä? Fürs Kalb und die tägliche Sau. Ah ja, merciviumau!