Donnerstag, 26. November 2009
Polanski am Fuss gefesselt!
Das ist jetzt natürlich alles streng geheim, vertraut mir Ueli Maurer an. Angehörige seiner Armee werden Roman Polanski die Fussfessel umlegen, ihn nach Gstaad bringen und in sein Häuschen verbannen. Ein paar Soldaten warten im Garten, dies jedoch nur pro forma. Polanski bewegt sich schliesslich in seinem Chalet als freier Mann, kann machen, was, wo und mit wem er will. Selbst Carli Hirschmann könnte er einladen, auch in Gstaad kein unbeschriebenes Blatt, lacht Ueli. Die Kontrolle seiner Schritte überwacht Kollega Widmer-Schlumpf eigenhändig, ein GPS am Fussgelenk demzufolge unnötig. Die 20 Franken pro Tag ans Messgerät zahlt Polanski übrigens aus eigenem Sack. Chapeau. Das würde nicht jeder machen. Und zudem hat er sich verpflichtet, seine Ausweispapiere bei der Kantonspolizei Zürich zu deponieren, die Fluchtgefahr sozusagen ausgeschlossen. Wozu denn die 4,5 Millionen Franken Kaution, frag ich. Die hat Polanskis Anwalt in meinem Departement deponiert, wird Polanski nun doch über den Gartenzaun abhaun, dann fliessen diese Millionen in mein Armeebudget. So komm ich doch noch zu zusätzlichen Geldmitteln und Christoph wird stolz auf mich sein, strahlt Ueli mich an, salutiert, steigt auf sein Velo und fährt davon.
Montag, 23. November 2009
Der Muezzin in der Kirche
Ein Skandal ist das, schimpft Ulrich Schlüer durchs Telefon, womöglich ist dieser Muezzin in dieser reformierten Kirche noch auf diese Kanzel gestiegen und hat zu diesem Gebet aufgerufen, echauffiert er sich. Er redet vom letzten Samstag, dem Jubiläumskonzert „850 Jahre Kirche Thalwil“, ein katholischer, ein reformierter und ein Jugend-Chor singen Jenkins „The armed man“ – eine Messe über Krieg und Frieden in allen Zeitaltern, Ländern und Konfessionen. Ein Muezzin erhebt mittendrin seine Stimme. Zu Gott. Und vor ausverkauften Bänken. Das Publikum ist berührt, schaurig schön seis gewesen, spricht die Gemeindepräsidentin danach. Jetzt kommen sie schon in unsre Kirchen, flüstert Schlüer mir aufgeregt ins Ohr, dabei haben wir noch nicht einmal über das Minarettbau-Verbot abgestimmt. Ja, ja, antworte ich, ein Skandal ist das. Das mit dieser Initiative. Aber da hat er schon aufgelegt.
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Montag, 9. November 2009
Leuenberger ist Mister Zürich?
Leuenberger ist Mister Zürich geworden! Wow, denk ich, Bücherschreiben, Bundesratssitzungen, launige Reden halten und jetzt auch noch Mister Zürich? In seinem Alter, Respekt, Respekt. Aber dann seh ich das, nein, ein Bild eines Mannes: Mike Leuenberger! 27jährig, aus dem Zürcher Oberland, kaufmännischer Angestellter und Bademeister, er hat die Wahl zu Recht gewonnen. Drei Aargauer chancenlos hinter sich gelassen. Mit seiner langhaarigen Mähne, dem wachen Blick, der Highlander unter den Kandidaten – es kann nur einen geben! Bescheiden winkt Leuenberger ab, nein, er ist Mister Zürich geworden, weil die Zürcher keinen Aargauer wollten. Ach so. Darum spielt es auch keine Rolle, dass er die Zürcher Regierungskandidaten Ernst Stocker und Daniel Jositsch nicht kennt. Nein, wirklich nicht. Und dass Wahlen stattfinden, das weiss er auch nicht, schliesslich hat er doch darüber gar nichts gelesen. Oh, oh. Jetzt aber, nichts lesen und trotzdem das Ticket zur Mister-Schweiz-Wahl 2010 in den Händen halten? Auch das schon gehabt. Die Diskussion zum Minarettverbot hat er mitbekommen. Super, das sagt uns, dass er wenigstens hören kann. Jedoch will er sich dazu nicht äussern. Guter Entscheid.
Samstag, 7. November 2009
Carli, der Hirsch, ist wieder auf Pirsch
Zu Unrecht sitzt Carli in Untersuchungshaft, hat mir Raquel Marquard schon vor fünf Jahren gesagt (damals hiess sie ja noch Lehmann und man kannte sie eigentlich nur aus dem Ackermann-Versandhauskatalog – sie war Model für Küchenschürzen und Wollstrümpfe, aber das bleibt jetzt unter uns). Carli ist zu jener Zeit mit Lehmanns Töchterchen Bianca (vierzehn jährig war sie da, das gute Kind) zusammen gewesen. Beide haben später glaubhaft versichert, dass sie nur in Deutschland zusammen geschlafen haben. Schlafen allein ist auch in der Schweiz keine Straftat, drum wurde das Verfahren „Sex mit einer Minderjährigen“ eingestellt. Und Carli ist wieder bei uns gewesen, Tag und Nacht, spricht Raquel weiter. Als Bianca neunzehn wurde, ist sie dem Carli zu gross geworden und er hat Schluss gemacht. Natürlich bleiben sie beste Freunde und Carli darf weiterhin bei Marquards im Turm zu Sankt Moritz feiern, Tag und Nacht, das haben Raquel und Jürg ihm so versprochen. Wir haben ihn gern, strahlt Raquel das Lächeln einer fast Sechzehnjährigen. Die vielen Botox-Spritzen und Liftings verhelfen ihr einfach zu einem mädchenhaften Aussehen. Noch ein, zwei Injektiönli oder Operatiönli und du gehst als Biancas Tochter durch, warn ich sie. Sie lächelt, ja, vielleicht hat das den Carli ein wenig verwirrt. Er habe sie auch nicht sofort erkannt, auf seinen Video-Überwachungsbildern. Kameras, die sonst eine Paris Hilton, Bar Rafaeli oder Tara Reid festhalten. Zwei Bodyguards haben sie in seinen dunklen Platinum Room im Saint Germain gebracht. Dann habe er gelächelt, der Carli und die Tür hinter ihr abgeschlossen. Und, was habt ihr zwei in diesem Darkroom gemacht, will ich wissen. Sie schürzt ihre vollen Lippen und säuselt: Unser Geheimnis, aber soviel verrat ich dir, zu Unrecht ist er auch diesmal in Haft und Jürg hat sofort eine Kaution gestellt. 500'000 Franken. Wir haben ihn eben gern, unsren Carli.
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Montag, 2. November 2009
Miss Handicap
Es gibt eine Miss Schweiz, eine Miss Ostschweiz, eine Miss Zürich und eine von Bern, eine Miss Bodensee, eine Miss Tuning. Eine Miss Sixty, eine Miss Marple und eine Miss Issippi. Seit Samstag haben wir nun eine Miss Handicap. Corinne Parrat, schön und jung. Und spielt Golf. Ah, nein, das ist gar nicht ihr Handicap. Sie hört nichts. Aber das sieht man nicht. Hingegen die anderen attraktiven Frauen, die an der Miss Handicap-Wahl teilnahmen, waren offensichtlich handicapiert. An den Rollstuhl gebunden oder – gar nicht harmlos – armlos. Wieso hat denn nicht eine von denen gewonnen, frag ich. Jede der tollen Frauen hat ihr Handicap, sagt mir darauf die Initiantin der Veranstaltung Michelle Zimmermann, hätte eine Rollstuhlfahrerin gewonnen, man hätte gesagt: typisch Klischee! Und dazu brauchen wir diese Wahl nicht. Stimmt. Da hat sie recht. Diese Wahl brauchts tatsächlich nicht. Schliesslich hat schon mit der diesjährigen Miss Schweiz Wahl eine Schönheit gewonnen, der man ihr Handicap nicht ansieht: Das mangelnde Allgemeinwissen...
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