Dienstag, 31. Mai 2011

Im Zweifel für den Mann

Jetzt ist es also verkündet. Das Urteil. Im Fall Kachelmann. Freispruch für den Wetterfrosch. Wobei sich die Richter ja nicht ganz einig sind, ob Kachelmann vielleicht nicht eben doch seine damalige Freundin bedrängt und ein wenig viel vergewaltigt hat. Und hat eventuell die Freundin darauf (und weil er sie schon längst betrogen hat) ihm diese Geschichte bloss an den Hals hängen wollen, bzw. sich die Verletzungen an dem ihrigen grad selbst zugefügt? Unklar das Ganze. Die Indizien reichen nicht aus. Das Landgericht Mannheim hat gesprochen: Im Zweifel für den Angeklagten. Kachelmann wird nun für seine Zeit in der Untersuchungshaft entschädigt, heisst es weiter in dem Urteil, die Einnahmen seiner täglichen Prognosen „Das Wetter in der Zelle“ darf er behalten, die Kosten des Verfahrens trägt die Staatskasse. Die deutsche notabene. Da haben wir Schweizer nochmals Schwein gehabt.
Dominique Strauss-Kahn soll bereits mit Kachelmanns Anwälten in Kontakt stehen. Ein Freispruch ist das mindeste, was er zu erwarten hat, sind sich die Franzosen sicher. In dubio pro reo auch in diesem Fall. Schliesslich könne das Zimmermädchen nur schwer beweisen, dass sie zu diesem Akt gezwungen wurde. Und es nicht aus freiwilligen Stücken mitgemacht habe. Apropos beweisen, apropos Stück: Eine Frau in Bangladesh hat als Beweis den Penis eines männlichen Artgenossen abgetrennt und zur Polizei gebracht. So schreibts eine seriöse Zeitung dieser Tage. Die 40jährige Mutter dreier Kinder wurde in ihrem Haus von einem Mann im Schlaf überrascht. Als er versuchte, sie zu vergewaltigen, schnitt sie ihm kurzerhand mit einem Messer den Zipfel ab. Schnipp und weg. Danach habe sie das Corpus Delicti fein säuberlich in Klarsichtfolie eingerollt und es der Polizei überbracht. Der mutmassliche Täter befindet sich inzwischen im Spital. Das Beweisstück passt exakt an die verletzte Stelle. Da besteht kein Zweifel. Für den Mann...

Dienstag, 24. Mai 2011

Der Franzose in Amerika

Dominique Strauss-Kahn, DSK genannt (die Franzosen lieben Abkürzungen, Kürzungen überhaupt – das erklärt auch, weshalb sie so einen Kurzen zum Präsidenten gewählt haben), hat im fernen Amerika ein paar Spermatropfen auf dem Kleid der eventuell angegriffenen afrikanischen Hotelangestellten hinterlassen. So berichten es mehrere US-Medien. Das Zimmermädchen beschuldigt DSK, er habe sich nackt auf sie gestürzt und sie zum Oralsex gezwungen. Französisch halt, da ist er Nationalist. Auch in einem fremden Land. Sie jedoch aus Westafrika, habe damit wenig anfangen können und das Zeug sofort wieder ausgespuckt. Dabei über ihre Bluse und den Teppich in der Suite gekleckert. Die Polizei hat die Spuren entdeckt. Und DSK mit Handschellen abgeführt. Da sind sie rigoros, die Amerikaner. Die Anwälte von DSK arbeiten nun mit Hochdruck an der Verteidigungsstrategie. Seine Zukunft sieht schwarz aus. Schwärzer als das Zimmermädchen selbst.
Und in Frankreich? Viele sehen DSK unschuldig in seinem Appartement mit Fussfesseln sitzen. Hat nicht das amerikanische Hotel gesagt, Mitarbeitern sei der private Umgang mit einem VIP untersagt? Weshalb hält sich dann die Afrikanerin nicht daran? Wurde DSK gar ein Ei gelegt? Seine Schwäche zum weiblichen Geschlecht schamlos ausgenutzt? Schliesslich sei keine Frau vor ihm sicher gewesen. Was nicht nietfest war, wurde von ihm, pardon, fest genagelt.
Aber dann gibt es auch noch die anderen Franzosen. Die sich auf die Seite des Opfers stellen. Am Wochenende gar auf die Strasse gingen, um ihr Mitgefühl öffentlich zu demonstrieren: ‚Wir sind alle ein Zimmermädchen’ haben sie gerufen (den Slogan übernimmt danach der Zürcher Verkehrsverbund) und ‚Wenn eine Frau Nein sagt, dann heisst das auch Nein’! Alors, vielleicht hatte DSK bloss ein verbales Problem und Ophelia halt ein orales – die Ehefrau von DSK kümmert dies wenig. Schliesslich sei sie unheimlich stolz auf ihren Charmeur, ein Zeichen von Männlichkeit, dass er hie und da unter den Jupes von attraktiven Frauen grabscht. So ähnlich soll sie sich dazu geäussert haben. Ihn deswegen zu verlassen, käme für sie überhaupt nicht in Frage. Darauf reibt sich Arnold Schwarzenegger die Augen, seine Gattin Maria Shriver hat ihm unlängst Goodbye gesagt und dies bloss wegen eines Geplänkels mit seiner nicht wirklich attraktiven Hausangestellten (in der Nacht sind alle Katzen schwarz) und aus welchem ein inzwischen 10jähriges Söhnchen entsprungenen ist. Aber eben, die Amis ticken einfach anders als die Franzosen.

Freitag, 13. Mai 2011

Der Schlussschuss

Gunter Sachs. Der millionenschwere Lebemann. Der Letzte seiner Art. Der so vieles hatte: Geld, Kunstobjekte, die Brigitte Bardot, Champagner, eine Villa in St. Tropez, eine dritte Ehe mit dem schwedischen Model Mirja, über vierzig Jahre gar, eine Familie gegründet und den legendären Dracula-Club in St. Moritz. Und nun des Playboys letzter Schuss. Mit einer Pistole. In seinem Gstaader Chalet. Peng und weg. Der Beginn einer schleichenden Alzheimerkrankheit habe ihn dazu getrieben, die Angst vor der Vergesslichkeit. Der Freitod als einziger Ausweg. Dabei, so eine Ärztin im Fachorgan Blick, wäre seine Selbstdiagnose eine falsche gewesen, er hätte vermutlich bloss an einer gutartigen Altersvergesslichkeit gelitten. Zu spät ihre Worte. Und Brigitte Bardot, seine Ex, weiss, dass ihr Gunter bestimmt nicht krank war. Auch das nützt ihm jetzt herzlich wenig. Er hat einfach keine andere Lösung gesehen. Und sich selbst zu Ende gerichtet. Wie damals sein Vater schon. Oder einst Ernest Hemingway. Oder Van Gogh, der sich im Garten vor blühenden Sonnenblumen eine Kugel in die Brust setzte. Marc Anton stach sich mit einem Schwert in dieselbe. Rex Gildo flüchtete mit einem Fenstersprung aus seinem Leben. Unhübsch das Ganze. Vor allem das, was übrig bleibt. Vor allem für den, ders findet. Oder die. Dann doch lieber Klaus Mann, der mit einer Überdosis an Schlafmitteln nicht mehr aufwachte. Genauso Stefan Zweig. Sigmund Freud schloss die Augen auf der Couch mit Morphium. Item. Jedem seine Wahl, dem Zürcher die am Sonntag.