Dienstag, 24. Mai 2011

Der Franzose in Amerika

Dominique Strauss-Kahn, DSK genannt (die Franzosen lieben Abkürzungen, Kürzungen überhaupt – das erklärt auch, weshalb sie so einen Kurzen zum Präsidenten gewählt haben), hat im fernen Amerika ein paar Spermatropfen auf dem Kleid der eventuell angegriffenen afrikanischen Hotelangestellten hinterlassen. So berichten es mehrere US-Medien. Das Zimmermädchen beschuldigt DSK, er habe sich nackt auf sie gestürzt und sie zum Oralsex gezwungen. Französisch halt, da ist er Nationalist. Auch in einem fremden Land. Sie jedoch aus Westafrika, habe damit wenig anfangen können und das Zeug sofort wieder ausgespuckt. Dabei über ihre Bluse und den Teppich in der Suite gekleckert. Die Polizei hat die Spuren entdeckt. Und DSK mit Handschellen abgeführt. Da sind sie rigoros, die Amerikaner. Die Anwälte von DSK arbeiten nun mit Hochdruck an der Verteidigungsstrategie. Seine Zukunft sieht schwarz aus. Schwärzer als das Zimmermädchen selbst.
Und in Frankreich? Viele sehen DSK unschuldig in seinem Appartement mit Fussfesseln sitzen. Hat nicht das amerikanische Hotel gesagt, Mitarbeitern sei der private Umgang mit einem VIP untersagt? Weshalb hält sich dann die Afrikanerin nicht daran? Wurde DSK gar ein Ei gelegt? Seine Schwäche zum weiblichen Geschlecht schamlos ausgenutzt? Schliesslich sei keine Frau vor ihm sicher gewesen. Was nicht nietfest war, wurde von ihm, pardon, fest genagelt.
Aber dann gibt es auch noch die anderen Franzosen. Die sich auf die Seite des Opfers stellen. Am Wochenende gar auf die Strasse gingen, um ihr Mitgefühl öffentlich zu demonstrieren: ‚Wir sind alle ein Zimmermädchen’ haben sie gerufen (den Slogan übernimmt danach der Zürcher Verkehrsverbund) und ‚Wenn eine Frau Nein sagt, dann heisst das auch Nein’! Alors, vielleicht hatte DSK bloss ein verbales Problem und Ophelia halt ein orales – die Ehefrau von DSK kümmert dies wenig. Schliesslich sei sie unheimlich stolz auf ihren Charmeur, ein Zeichen von Männlichkeit, dass er hie und da unter den Jupes von attraktiven Frauen grabscht. So ähnlich soll sie sich dazu geäussert haben. Ihn deswegen zu verlassen, käme für sie überhaupt nicht in Frage. Darauf reibt sich Arnold Schwarzenegger die Augen, seine Gattin Maria Shriver hat ihm unlängst Goodbye gesagt und dies bloss wegen eines Geplänkels mit seiner nicht wirklich attraktiven Hausangestellten (in der Nacht sind alle Katzen schwarz) und aus welchem ein inzwischen 10jähriges Söhnchen entsprungenen ist. Aber eben, die Amis ticken einfach anders als die Franzosen.

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