Mittwoch, 28. April 2010

Wohnung oder Haus?

Im denkmalgeschützten Haus am Bellevue steht die exklusivste Mietwohnung der Stadt Zürich. Seit Monaten leer. 5 ½ Zimmer auf 280 Quadratmetern für 45 000 Franken. Pro Monat versteht sich. Oberhalb des Grossmünsters eine weitere 6 ½ Zimmer Wohnung leer. Für 18 000 Franken fast schon ein Schnäppchen. In der Altstadt wird die renovierte Wohnung von Beat Curti angeboten, 458 Quadratmeter für 29 700 Franken im Monat. Somit im mittleren Preissegment. Inzwischen soll sich Herr Curti entschlossen haben, selbst einzuziehen. Vielleicht hat er einen guten Rabatt für sich herausschlagen können. Das Dolder Grand Hotel sucht seit einem Jahr Mieter für zwei neue Luxuswohnungen. 480, bzw. 560 Quadratmeter, um die 80 000 Franken pro Monat. Einschliesslich Hotelservice. Und garantiert Hirschmann-frei.
Bei solch stolzen Preisen sollte man sichs überlegen, die behagliche Bleibe gleich zu kaufen. Statt zu mieten. Da weiss man, was man hat, wofür man spart und monatlich das Geld ausgibt. Wie bei der eigenen Ehefrau. Auch diese gewinnt im Lauf der Jahre an Wert dazu, sofern man genügend in sie investiert. Doch zurück zu den Immobilien. Vis-à-vis von uns ist ein grosser Neubau in kleinem Garten entstanden (zuvor wars ein kleiner Altbau in grossem Garten). Keine architektonische Höchstleistung, ein paar Wohnungen halt verteilt über drei Etagen und obendrauf ein Attika-Loft (Loft tönt ja immer gut), mit unverbaubarer Sicht in unsre Vier-Zimmer-Wohnung. Das rechtfertigt vermutlich auch den stolzen Preis: 2,5 Millionen Franken.
In der Nachbarsgemeinde Rüschlikon dann die Traumvilla schlechthin, wunderschöne Hanglage, Seesicht und ganzjährig besonnt. Leider nicht so ausgiebig wie auf der gegenüberliegenden Goldküstenseite, aber das ist dem Makler jetzt gar nicht aufgefallen. Dafür schwärmt er von den 9 ½ Zimmern verteilt auf 425 Quadratmetern und vier Ebenen, selbstverständlich ist ein Lift vorhanden. Der grosszügige Grundriss, erzählt der Makler weiter, der luxuriöse Parkett und die raumhohen Panoramafenster (Dreifachverglasung mit Schutzfilm für Einsicht von Aussen und auf Wunsch auch für Aussicht von Innen) vermitteln modernstes Loftfeeling im Hauptgeschoss. Da haben wir ihn wieder, den Lofteffekt. Selbstredend die gigantische Hightech-Küche mit voll integrierten Geräten erster Klasse samt einem begehbaren Doppelkühlschrank. Convenience-Food bereits enthalten. Denn die moderne Hausherrin von heute lässt ihre Familie gesund ernähren, aber bitte ohne Aufwand. Unter uns, sie bräuchte ja bloss eine Mikrowelle, alle anderen Geräte werden eh nicht benutzt oder weshalb wirken solche Küchen stets sauber aufgeräumt wie Laborküchen? Das Nonplusultra jedoch der Bereich des Masterbedrooms. Masterbedroom – eine Liegewiese für den Meister. Da kommt mir grad Silvio Berlusconi in den Sinn, sein von Putin geschenktes Edelbett samt weicher Daunendecke und weissen Vorhängen wäre weiss Gott hübsch dort anzuschauen. Viele Einbauschränke, eine durchdachte Ankleide und Zugang zum ultramodernen Designerbad, materialisiert in exquisitem Marmor. Unglaublich. Der Fitness-Raum schliesslich befindet sich im Untergeschoss, eine Doppel- und Einfachgarage mit Torautomatik kaum erwähnenswert. Alles in allem, eine Top-Villa mit uneingeschränkter Privatsphäre für Menschen mit Sinn für tolles Wohnen, sagt der Makler. Ah ja. Und mit Sinn für etwas Kleingeld. Verkaufspreis: 12,8 Millionen Franken.

Donnerstag, 22. April 2010

Und der Wetterfrosch sitzt und sitzt...

Wie gerne hätte er doch draussen diese riesige, graue Blumenkohlwolke beobachtet, am liebsten gar vor Ort im fernen Island... Aber nichts da. Der Kachelmann sitzt immer noch in U-Haft. Und wartet bis die Vorwürfe, die seine Exfreundin an ihn gerichtet hat, sich in Rauch und Asche auflösen. Zwischendurch wollte noch ein bankrottes Singsternchen von der Kachelmannschen Popularität profitieren. Indira Weis, die ehemalige Bro’Sis-Sängerin, kam kurzfristig in die Medien, weil sie an Kachelmanns Fenster an der Stange tanzte und dabei schlüpfrige SMS-Texte trällerte, die Kachelmann ihr zugestellt haben soll. Sie brachte sich dabei geschickt in fette Schlagzeilen und verkündete, dass der Jörg der charmanteste Wetterfrosch ist, den sie kennt und bestimmt keiner Fliege was zuleide tut. Sie schleuderte dabei glaubwürdig ihre Zunge über die Lippen und erwähnte noch, dass sie demnächst eine neue CD herausgeben wird... Und Jörg drinnen in seiner Zelle ärgerte sich, bis er schwarz wurde. Und jetzt auch noch das: Ein möglicherweise brisantes Beweisstück ist heut ans Tageslicht gekommen. In der Wohnung des mutmasslichen Opfers soll die Polizei ein Messer sichergestellt haben. Mit Kachelmanns Fingerabdrücken. Das sieht dunkel aus. Aber vielleicht war es auch nur das Rüstmesser, mit welchem er jeweils den frischen Blumenkohl in zarte Röschen zerteilte, die er dann in seinem Wetterstudio brauchte, Cumuluswölkchen zum Anfassen. Und bestimmt nicht dasjenige Messer, mit dem er seine Exfreundin bedroht haben soll. Diese übrigens hat ihre Arbeit als Radiosprecherin wieder aufgenommen und am Sonntag die erste Sendung seit dem Vorfall moderiert. Ihr Radiosender verzichtet seit der Affäre auf Wetternachrichten. Und hat selbst draussen vor dem Studio ein allgemeines Wetterverbot ausgesprochen. Vermutlich die erste gute Nachricht für einen Wetterfrosch hinter Gitter.

Mittwoch, 21. April 2010

Amy and Blake

Blake hatte nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass er eigentlich auf Frauen mit dicken Brüsten steht, erzählt Amy Winehouse letzten Samstag in einem Londoner Jazz Club. Böse Zungen behaupten gar, dass Blake sie nur der Drogen willen geheiratet hätte. Aber das stimmt natürlich nicht. Nur damals, als Blake im Gefängnis sass, fährt Amy fort, und die Scheidung einreichte, hatte sie sich gedacht, schaden könne es ja nicht, wenn sie sich selbst etwas mehr zur Brust nehme und entschied sich spontan zu einer Körbchenerweiterung von A zero auf double D. Und prompt, Blake hinter Gitter, verspürte wildes Händegezitter. Er sah die inneren Werte seiner Amy völlig neu und wollte nur noch eines: sie zurück! Jetzt zeigen sich die beiden wieder erstmals vereint und glücklich in der Öffentlichkeit. Blake is back und mit ihr zusammen ins neue Haus im Londoner Stadtteil Camden gezogen, verkündet Amy stolz. Und an diesem Nachmittag haben sie gar gemeinsam eine Klinik aufgesucht, angeblich, um Probleme mit ihren Brustimplantaten zu beheben. Dabei habe Blake ihr nur beim Aussuchen eines neuen Silikonkissens geholfen, strahlt Amy, eines mit einer integrierten Kammer, aufgefüllt mit bestem Kokain. Wenn das nicht wahre Liebe ist?

Freitag, 16. April 2010

Fünfmal am Tag

An der Disziplin hat es mir nie gefehlt, sagt Victoria, als sie mich kürzlich angerufen hat. Mit ihrer Diät – kein Fleisch, keine Kohlenhydrate, zuweilen ein saucenloses Salatblatt und ab und an ein rohes Fischchen – hat sies vom Pummelchen zum Spargelchen geschafft und hält damit ihre Size-Zero-Figur seit Jahren minutiös in Schach. David nennt mich zärtlich Vic-Stick, gesteht sie mir leise. Vickys Welt ist absolut in Ordnung.
Und nun humpelt David ihr tagtäglich mit seinen Krücken hinterher und bettelt: Lass uns mehr Kinder haben, bitte, ich würde so gerne meinen Rücken mit einem weiteren, bunten Namenstattoo bestücken! Also gut, hat sie endlich nachgegeben, aber ich will ein Mädchen! Wie macht man denn ein Mädchen, frag ich etwas unbeholfen nach. Sie lächelt: Eine kleine Karibikreise wirkt Wunder. Die Nanny passt auf die Buben auf. Und sie könne jeden Tag ungestört mit David zusammen sein. Er habe ihr einen kleinen, süssen Ring geschenkt, ein glitzerndes Messringchen, das per Funk laufend die Körpertemperaturdaten an ein externes Handgerät sendet. Und dieses zeigt den Fruchtbarkeitsstatus der Frau an. Ist er sehr hoch, heisst es: ab in die Kiste! Leuchtet dazu Davids neues Piercing rosa, dann wissen wir, es wird ein Mädchen! So easy! Gestresst sei sie höchstens, wenn David bis zu fünfmal am Tag rosa blinkt! Aber dann mache sie einfach ein wenig Yogalosophy – eine Mischung aus Yoga und Astrologie, der jüngste Fitness-Trend aus Hollywood – das helfe ihr, Körper und Geist in Einklang zu bringen. Glücklich derjenige, denk ich mir, der von beidem nicht allzu viel hat, so ist er schneller wieder eins. Du solltest es auch ausprobieren, rät mir Vicky glücklich. Fünfmal am Tag, entgegne ich, ist das nicht die Kampagne mit den Früchten und dem Gemüse für mehr Gesundheit und Wohlbefinden? Kann man davon auch ein Mädchen bekommen? Aber da hat Victoria bereits aufgelegt.

Donnerstag, 1. April 2010

Carli sucht die Liebe

Aus allen Wolken sei Carli geflogen, als die Stadtpolizei Zürich ihn aus dem Dolder abgeführt habe, sagt Hirschmanns Sprecher Max Fischer, und jetzt sitzt er in einer Gefängniszelle und versteht die Welt nicht mehr. Hirschmann wird sexuelle Handlung zum Nachteil einer Jugendlichen im Schutzalter vorgeworfen. Wieso zum Nachteil, fragt er sich immer und immer wieder. Das Mädchen ist erst fünfzehn, beim besten Willen, das hätte er doch nicht sehen können! Geschätzte sechzehn vielleicht, aber fünfzehn, das ist ja wirklich der Hammer. Carli habe sich explizit nach ihrem Alter erkundigt, selbst einen Ausweis wollte er von ihr sehen, spricht Max Fischer weiter, zudem habe er sie im eigenen Club Saint Germain kennen gelernt, da wird sowieso nur zugelassen, wer ab achtzehn ist. Man müsste wohl die Türsteher besser schulen, fügt Fischer leise hinzu. Spät in der Nacht dann geht Carli mit diesem Mädchen und einer weiteren jungen Frau heim ins Dolder. In der Hotellobby trifft er auf den Ex-Mister-Schweiz Sven Melig. Kannst du mir zwei Kondome ausleihen, will er von Melig wissen. Dieser verneint, er habe nie Kondome dabei. Schlampe, ruft ihm Carli zu. Selber Schlampe, erwidert Melig. Sie prügeln sich kurz, danach zieht sich Hirschmann mit seinen zwei jungen Eroberungen in seine Suite zurück und Sven Melig zum Sonntagsblick. Hirschmann fühlt sich darob medial ungerecht behandelt und beschwert sich vor laufender Kamera in einem Studio von Tele Zürich. Dabei lässt er die Bombe von seiner neurologischen Erb-Krankheit platzen. Die Rede gar von ADHS – Akutes Dranghaftes Hyperaktives Sexualverhalten. Mit dieser Mode-Diagnose müsse man vorsichtig umgehen, äussert sich Doktor Samuel Stutz dazu, er glaube eher, dem Carli fehlt einfach nur die gute Kinderstube. Eine liebende Hand, die ihn sicher durchs Leben geleitet. Er rate ihm deshalb, sich vom Jet-Set zurückzuziehen und an einem Ort der Stille therapeutisch behandeln zu lassen. Spontan komme ihm da grad das Kloster Einsiedeln in Sinn.