Donnerstag, 26. August 2010
Oswald ganz sportlich
Als ich Chef des Private Banking der Credit Suisse war, hatte ich den Vertrag mit Peter Saubers Rennstall eingefädelt, eine kleine Erfolgsgeschichte, räuspert sich Oswald. In den Sport investieren ist eine wunderbare Sache, spricht Renate leise und rückt ihm den Krawattenknopf zurecht. Auch Alinghi war ein tolles Sponsoring-Projekt, hätte man damals nur ahnen können, dass die Schweiz weder an den Atlantik noch ans Mittelmeer grenzt und somit gar nie eine Hochseenation werden kann... Dann kam die Krise hinzu, zog uns das Wasser unter den Füssen weg, fährt Oswald fort, und wir hatten kein Geld mehr für Ernesto übrig. Renate nickt, der gute Ernesto hat sich nun für einen Genfer Ruderclub entschieden. Wo man nicht segeln kann, muss man rudern, hat er dazu gesagt und seine UBS-Konti über Bord geschmissen. Oswald grübelt. Jetzt aber ist das Geld wieder da, strahlt er, und wir investieren in einen Sport, der in aller Munde ist! Während ihm Renate ein Butterbrot in seinen Aktenkoffer legt, sieht sie sich mit Tiger Woods über das Green schlendern. Wir haben ein globales Sponsoringabkommen mit der Formel-1 unterzeichnet, holt Oswald seine Renate auf den Küchenboden zurück. Hastig befreit sie seine dunkle Anzugsjacke von hellen Fusseln und weissen Haaren. Bernie, schmunzelt Oswald. Ende September, im Rahmen des Grand Prix von Singapur, werde ich mit Ecclestone die letzten Einzelheiten klären und mich, äh, you and us, langfristig an die Formel-1 binden. Wir haben eine weltweite Plattform gesucht und gefunden, um die Marke UBS bekannt zu machen. Zudem können wir wichtige Grosskunden zu den Rennen einladen. Natürlich werde ich sie begleiten müssen, meine teuerste Renate, das ist Chefehrensache. Aber sei beruhigt, lieber mit beiden Beinen in der Boxenstrasse, als mit einem Bein im Boxenluder, lacht Oswald und tätschelt seiner Renate zum Abschied aufs Heck. We will not rest, ruft er ihr zu und braust glücklich davon.
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Dienstag, 17. August 2010
Der Tanz um den Bundesrat
Sieben Jahre im Ständerat, sieben Jahre im Bundesrat, das ist genug. Die nächsten sieben Jahre gehören mir, spricht ein gefasster Hans-Ruedi Merz ins Mikrofon vor versammelter Journalistenmenge. In seinen Sommerferien – 10 Tage auf einer Jacht vor der Küste Libyens – habe er Bilanz gezogen, er sei stolz auf seine geleistete Arbeit. Doch nun wolle er seinen Sitz im Bundesrat aufgeben. Weitergeben an eine fähige Person. Mit diesem Rücktritt haben wir natürlich gerechnet, sagt FdP-Fraktionschefin Gabi Huber, darum freue ich mich, heute folgende Namen zur Nachfolgeregelung bekannt zu geben... Und dabei ist das Unglaubliche geschehen, Gabi Huber ist stehend eingeschlafen. Eingelullt von ihrer eignen, monotonen Stimme. Nicht weiter schlimm, die möglichen Kandidaten und Kandidatinnen kursieren auch ohne Hubers Dazutun. Berner Nationalrat Johann Schneider-Ammann zum Beispiel, ein erfolgreicher Mann der Wirtschaft oder die St. Galler Regierungsrätin Karin Keller-Sutter, eine erfolgreiche Frau in Sicherheitsfragen und obendrein hübsch anzusehen. Klar ist das wichtig, spricht die aufgewachte Gabi Huber, die mit tiefrotem Lippenstift etwas Farbe in ihr Gesicht bringt, bei den Frauen schaut man halt nebst dem Leistungsausweis auch auf das Optische. Kleidung, Frisur, da habens Männer einfacher. Schielt dabei auf Hans-Ruedis Gesundheitsschuhe, die er zum dunklen Anzug beinahe souverän trägt. Für mich zählt halt nur der Geist, mischt sich Moritz Leuenberger ein. Und gibt bei dieser Gelegenheit grad noch sein vorverschobenes Rücktrittsdatum bekannt. Ich habe immer gesagt und begründet, dass wir auch durchaus einen Doppelrücktritt haben können, gell, Hans-Ruedi, Hauptsache ich bin an der Neat-Durchstich-Feier und an der Klimakonferenz in Cancun mit dabei. Und danach schreibe ich ein Essay darüber, lächelt Leuenberger. Seinen Sitz übernehmen könnte die Berner Konsumentenschützerin Simonetta Sommaruga oder die Zürcher Nationalrätin Jacqueline Fehr. Man stelle sich vor, räuspert sich Gabi Huber, eine SP- und eine FdP-Frau würden gewählt und wir hätten fünf Frauen und zwei Männer im Bundes-Bern! Kurz darauf, nach diesem enthusiastischen Gefühlsausbruch, ist Huber erneut eingenickt. Für uns ist das zweitrangig, meldet sich Toni Brunner mit einer Direktschaltung aus seinem Beizli „Haus der Freiheit“ zu Wort, Hauptsache, unser Kandidat wird gewählt, schliesslich stehen uns zwei Sitze zu. Er habe Gölä angefragt, nach der zweiten Stange Bier jedoch hat dieser deutsch und deutlich gesagt, „i hätt no viu blöder ta“, aber jetzt „keini Träne meh“, denn es ist „widr Summer“ und er habe ganz viele „Gfüeu“, für Toni und die „Indianer“. Die Indianer, spricht Brunner so laut, dass Merz zusammenzuckt (der Indianervergleich von Steinbrück sitzt ihm noch heut in den Knochen), die Indianer und andere Urvölker haben den Ältestenrat! Somit neue Strategie, Gölä fällt aus dem Rennen und unser Christoph Blocher ist wieder Magistrat! Würde es nach dem Willen des Volkes gehen, dann wäre der beste Bundesrat auf Lebzeiten gewählt! Für beide vakanten Sitze. Jawoll, er kann das! Und während Toni sich winkend verabschiedet, wacht Gabi Huber langsam auf.
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