Mittwoch, 16. Dezember 2009

Ein Dom für den Don

Ein reuiger Mafioso, der mich beschuldigen wollte, mich, den Cavaliere! Ich wäre von der Mafia unterstützt worden, nur deshalb hätte ich soviel Geld, nur drum meine politische Position! Alles eine Lüge, ruft Silvio aufgeregt durch sein Telefonino, ich bin doch ein guter Junge! Ma certo, Onkel Silvio, beruhige ich ihn, sicher bist du ein anständiger Mensch, das weiss ich und 30 Prozent aller Italiener. Aber warum nur diese hinterhältige Wurf-Attacke mit diesem gefährlichen Mailänder-Souvenir-Dom mitten ins Gesicht, fragt Don Silvio traurig. Ich bin ratlos. Der Täter, Massimo Tartaglia, hat sich inzwischen entschuldigt. Einen Brief hat er geschrieben. Darin seine feige und unkontrollierte Tat bereut. Der 42jährige Tartaglia, der noch zu Hause bei Mama lebt und sich manchmal fragt, woher wohl seine psychischen Probleme kommen und wie er sie lösen könnte. Mit einem Domwurf vielleicht? Und jetzt sitzt er im Gefängnis. Silvio schüttelt den Kopf: Hab ich doch eher damit gerechnet, dass ich einen Pferdekopf in meinem Bett vorfinde und, statt zu Tode zu erschrecken, hätte ich gesagt, oh, meine liebe Veronica, du bist zu mir zurückgekehrt! Silvio lacht und es zischt ein wenig dabei, seine verloren gegangenen Zähne hinterlassen gemeine Luftlöcher, die gebrochene Nase pfeift unglücklich dazu. Etwas Ruhe, hat mir mein Arzt verordnet, etwas Botox und ein neues Facelifting, aber das bleibt unter uns, und dann werde ich im neuen Jahr frisch auferstehen. Ma certo, Onkel Silvio, sag ich, aber da hat er das Telefonino bereits aufgehängt.

Freitag, 11. Dezember 2009

Des Tigers Woods

Es ist mitten in der Nacht, um genau zu sein 2 Uhr 36, als eine aufgelöste Elin Nordegren beim mir anruft. Jeden Tag kommen neue Stories ans Tageslicht, heult sie laut, inzwischen sind es elf Frauen, die mit ihm... Das Dutzend bringt der Tiger sicher auch noch voll, denk ich mir und versuch Elin ein wenig zu trösten. Schau mal, beginn ich, weshalb steckt einer mitten im Verkehr mit einem verbeulten Volkswagen, wenn er zu Hause einen schnittigen Ferrari in der Garage stehen hat? Wir haben doch gar keinen Ferrari in der Garage, antwortet sie irritiert, dort steht nur ein verbeulter Gelände-Cadillac, ein Geschenk von Chrysler. Für Werbefahrten in einen Hydranten? Siehst du, sag ich, diese Geländewagen sind eben doch nicht Gelände-tauglich, mit einem Subaru wäre das bestimmt nicht passiert. Und niemand ausser dir und deiner Mutter wüsste von Tigers abwegigen Geschichten, spreche ich weiter. Elin schluchzt. Aber siehs doch nicht so schwarz, rat ich ihr, die Sponsoren sind weiterhin da, Nike zum Beispiel, dessen ‚Just do it’ auch einfach zu passend ist. Und bei Gillette darf sich Tiger mit ausgewählten Gespielinnen wie der Rachel Uchitel, der Holly Sampson und der Jamie Jungers zum Beispiel abbilden lassen und für „Mach 3 Turbo“ werben. Scharf, schärfer, am schärfsten. Sie wolle bei ihm bleiben, gesteht mir Elin leise, sie sei selbst ein Scheidungskind und könne dasselbe ihren Kindern nicht antun. Ja, ja, stimm ich bei, und denk, die paar Millionen, die er bis anhin mit seinen Freundinnen verlocht hat, die sind doch nichts im Vergleich zu den Millionen, die er ihr bietet, dass sie bei ihm bleibt. Ich leg das Telefon beruhigt zur Seite und schlafe wieder ein.

Dienstag, 1. Dezember 2009

Die männlichen Minarette

Ja, aber Julia, sage ich zu der Onken, als sie sich bei uns an einer Teetasse festklammert, 4000 Mails an Frauen verschicken, sie darin auffordern, ein Ja in die Urne zu legen, der Anti-Minarett-Initiative zuzustimmen, da kannst du ja gerade so nur eine Beitrittserklärung der SVP anhängen. Julia Onken nickt stumm. Und jetzt wunderst du dich, dass Gerüchte kursieren, du und der Schlüer, ihr hättet unter der Bettdecke gemeinsame Strategien aufgebaut, red ich weiter. Stimmt, pflichtet mir Onken bei, Minarette sind männliche Machtsymbole und Moscheen sind Männerhäuser, Burkas etwas für unterdrückte Frauen oder sag mir eine, die so ein Ganzkörpertuch freiwillig trägt? Ich denke an meine zugewonnenen Kilos in den letzten Tagen und an mein Spiegelbild von heute morgen, ja, also eine wüsste ich schon. Dann die Türkin mit ihren Einkaufstüten, fährt Julia fort, zwei Meter hinter ihrem Ehemann her laufend, so ein Bild kränkt mich zutiefst, so dass ich am liebsten zu ihr hingehen und rufen würde, hallo, wir sind in einem Land mit Gleichberechtigung von Mann und Frau! Von Mann und Frau, überleg ich kurz, was sagen die Männer, welche zwei Meter hinter ihren Frauen laufen, um diverse Einkaufstaschen von Agent Provocateur, Bally bis hin zu Jimmy Choo ihre Frauen nachtragen müssen? Du siehst den Sinn der Sache nicht, schimpft mich Julia, den Minarett-Baustopp haben wir nun gewonnen. Der nächste Schritt ist das Burka-Verbot, eine totale Verschleierung, das muss verboten werden, zumindest, wenn damit die Ausübung des Berufs behindert, erklärt Julia abschliessend und verlässt unser Haus. Sie habe eben noch ein Date. Vor der Tür wartet der Schlüer. Beide winken mir kurz zu. Velokurier, ruf ich noch fragend hinterher, wenns da den Schleier in die Speichen zieht, ist das eine Behinderung? Aber das hören sie bereits nicht mehr...