Dienstag, 21. Mai 2013

Schön, schöner, am schönsten

Die schöne Angelina Jolie hat also ihre bedrohlichen Brüste ausgehöhlt und sie mit gesundem Material wieder aufgefüllt. Nach Einschätzung ihrer Ärzte hatte sie ein Brustkrebsrisiko von 87 Prozent. Der Applaus von Brad Pitt, den Medien, den Feministinnen und all den anderen war ihr sicher. In meiner Familie gibts Osteoporose, drum überlege ich mir jetzt ernsthaft, ob ich nicht präventiv alle Knochen entfernen lassen soll.

Mike Jeffries ist der Chef der Kleidermarke Abercrombie&Fitch und als Gott die Schönheit verteilte, ging Jeffries einfach vergessen. Deshalb lässt er sich irdisch von einem Halbgott in Weiss nachhelfen, um sein Gesicht ab und an nach hinten zu ziehen. Doch wahre Schönheit kommt von Innen, das weiss selbst Jeffries und so stellt er in das Innere seiner Läden nur schöne Boys und Girls. Jungs gar ein bisschen lieber und am liebsten würde er sie grad ganz verinnerlichen. Nun wünscht sich der verschönerte Chef von A&F nur noch schöne Kundschaft. Also schön gleich schlank, daher maximale Kleidergrösse 38 bei den Frauen. Bei den Männern zeigt er sich erneut grosszügiger. XXL darfs hier schon sein. Sixpackmässig natürlich, nix Beerpack. Eine knallharte Gesichtskontrolle am Eingang ist vorerst nicht geplant, denn Jeffries will ja öfter mal selbst unangemeldet in seinen Shops vorbeischauen.

Am liebsten hätte ich nur schöne Leute um mich herum, sagt der Schönheitschirurg Clarence P. Davis, der eine Praxis in Zollikon hat. Aus unscheinbaren Brüsten mache ich zwei freche, ausgewachsene Äpfel, verspricht er. Dazu braucht es nicht mal mehr das alte Silikon, da nimmt man heute lieber körpereigenes Fett aus den Oberschenkeln. Je nach Vorrat gibts statt knackigen Äpfeln schon mal reife Melonen à la Pamela Anderson. Wir denken an unsere dicksten Freundinnen und an die nächste kantonale Kürbis-Konkurrenz. Absolut in ist zur Zeit der Brazilian Butt Lift: Mit dem eigenen Fett das Gesäss aufpolstern und die nächste Diät einfach aussitzen.

Die Intim-Chirurgie boomt, erklärt Davis weiter, Schamlippen schämen sich, wenn sie zu gross sind, daher werden sie zack, in die richtige Form gestutzt. Er hätte ja am liebsten, dass seine schwangere Frau einen Kaiserschnitt plane. Damit nach der Geburt untenrum alles so ist, wies vorher war. Sollte seine Frau im Alter mal etwas verblassen und sich nicht operieren wollen, dann gäbe es wahrscheinlich Probleme.

Die meisten Patientinnen in seiner Praxis sind zwischen 22 und 45. Natürlich gabs schon mal Fettabsaugen bei einer 12jährigen. Dem schweren Kind wurde der Einlass ins Abercrombie&Fitch-Paradies verweigert. Das ergab eine klare psychische Indikation für das arme Geschöpf. Unlängst hat sich bei ihm eine 87jährige unters Messer gelegt. Weshalb, das hat sie leider wieder vergessen, aber mit dem Resultat war sie dennoch äusserst zufrieden.

Silvia Affolter, die fast vergessene Ex-Miss Schweiz, streicht sich täglich Hämorrhoiden-Crème um die Augen. Tränensäcke ade, sie habe jetzt eine Haut wie Baby-Popo, strahlt sie. Immerhin hat ihre 87jährige Schönheitsschwester im Geiste noch nicht vergessen, wo diese Creme tatsächlich hinkommt. Und so frage ich mich, ob man das Füdli nun mit Fett aufspritzen oder das Gesicht mit Füdli-Creme in Schuss halten soll. Die Falten sind schon da und der Fragen viele. Aber ohne Knochen im Gesicht fällt bei mir ja eh bald alles komplett zusammen...

Samstag, 30. März 2013

Schlagen und geschlagen werden

Also ich hab mich bis jetzt nicht wirklich zu den Bellers geäussert. Am Karfreitag nun die Meldung, dass die Bellers sich in einem Nobelrestaurant in Florida um ein T-Bone-Steak gestritten hatten, gar so schlimm, dass er ins Gefängnis musste, da hab ich mich schon ein wenig gewundert. Wo bleiben denn da die christlichen Werte? Hätte man sich nicht um einen Fisch herumdiskutieren können? Walter Beller, Schweizer Baulöwe (64) und Multimillionär und seine Irina, russischer Haustiger (40): Sie lobt sein Geld, er ihren Körper – keiner hat mehr und keine hat einen schöneren, daher dürfen alle alles sehen. Gemeinsam spazieren sie durch die Schweizer Illustrierte, zeigen die Suite in St. Moritz und die Villa am rechten Zürichseeufer. Irinas Kleiderschrank ist da wie dort so gross wie unsre Wohnung, bietet genügend Asyl für stille Pelztiere, schliesslich haben sies hier drin viel besser als draussen im kalten Wald, aber das ist ja längst bekannt. Auch, dass sie an einem Buch schreibt, nackt in einem Luchsmantel für über 100 000 Franken. Denn auf Textiles darunter könne sie locker verzichten, nicht jedoch auf Schmuck von Tiffany. Sagt sie lächelnd. Kleider machen Leute, das war früher, heute weiss jeder, es ist das Diamanten-Collier, das den Menschen ausmacht.

Zurück zum Wesentlichen: Die Bellers hatten in Florida in einem Nobelrestaurant einen Platz fürs Dinner reserviert. Der war noch nicht frei, so setzten sie sich an die Bar. Schwupps waren ein paar Flaschen Champagner getrunken, etwas Weisswein obendrauf und – sie hätten es wissen sollen, Weisswein macht Löwe und Tiger immer aaagggrrressiv. Endlich hungrig zu Tisch, begannen sie sich über Vorspeisen zu streiten, plötzlich lag ein T-Bone-Steak auf Bellers Teller, die Bellerin stach gierig mit der Gabel zu, er wehrte sich mit seinem Besteck und zack, statt im Steak steckte Bellers Gabel im Jochbein seiner Ehefrau. Blut floss, Irina schrie: Mordio und Scheidung und Police! Subito der Löwe im Knast und der Tiger in der Hotelsuite, quasi allein daheim. Die Moral von der Geschicht? Weisswein auf Champagner trinke nicht. Und schenkt der Löwe kaum in Freiheit ihr ein Swarovski-Kleid, tut dem Tigerchen die Scheidung doch sehr leid. Versöhnliches somit zu Ostern.

Apropos Tiger und schlagen: Der Tiger Woods hatte ja einiges durchgemacht. Fremdgegangen ist er. Mehrmals und überall. Pfui. Seine Familie weg, Sponsoren weg, Karriere weg. Und jetzt? Ist Lindsey Vonn da. Nach ihrem schlimmen Unfall getröstet vom Tiger. Aus Freundschaft wurde plötzlich mehr. Die schöne, erfolgreiche Skikanone hat mit ihren starken Oberschenkeln den Tiger fest im Griff. Sein Erfolg ist zurück. Number 1!!!!, twittert sie stolz. Wie wird Vonn mit Woods Sexsucht umgehen, hat man sich bereits gefragt. Maria Höfl-Riesch gratuliert ihrer Freundin, sie freue sich ehrlich für das neue Liebesglück. Und zittert heute schon vor Lindseys Comeback auf den Skiern, denn Vonn fährt nächste Saison allen davon. Dem Tiger im Tank sei Dank. In diesem Sinne: Friedliche und frohe Ostern!

Donnerstag, 28. Februar 2013

Morsezeichen: Dabei sein ist alles


Silvia steht an ihrem grossen Wohnzimmerfenster neben der Stehlampe und macht das Licht an. Und wieder aus. An und wieder aus. Wir senden uns ja immer mal wieder ein paar Kurznachrichten zu. Über den See hinweg. Traditionell morsen statt modern twittern. Keiner achtet auf das Blenden von Gold- zu Silberküste, da alle in ihren Smartphones versunken sind, hat Silva gemeint, selbst absolut geheime Botschaften können wir uns auf diesem Weg übermitteln. Christoph sitzt drüben im Esszimmer, blinkt Silvia, zusammen mit Wladimir – sie trinken Wodka und prosten sich gegenseitig zu. Putin bei euch zu Tisch, drück ich etwas ungläubig auf meiner Taschenlampe herum. Ja, ja, wir sind eben ein globales Haus, auch wenn Christoph gerne den Eidgenossen raushängt, unsere Beziehungen gehen weit über die Landesgrenze hinaus, wie sonst könnten wir unsrem Magdeli so gut unter die Arme greifen und überhaupt die Ems Chemie international aufrecht halten, funkt Silvia eifrig. Ich denke nach, aber muss es mit Wodka sein, könnte das nicht auch ein Wein aus der Staatskellerei Zürich sein, antworte ich vorsichtig. Nichts da, er soll sich bei uns zu Hause fühlen wie alle Russen und wir wollen schliesslich an Informationen kommen, wie man es schafft, eine Olympiade auf heimischen Boden zu holen: Die Winterolympiade 2022 gehört nämlich nach Graubünden, fährt Silvia fort, uns fehlen dazu nur noch ein paar Milliarden. Und was hat Putin damit zu tun, frage ich. Unser Freund Wladimir hat viel Erfahrung mit Olympischen Ausschreibungen, sein leidenschaftliches Plädoyer damals für Sotschi vor dem Internationalen Olympischen Komitee ist einmalig, 12 Milliarden Dollar hatte er für die Bewerbung investiert, dem IOC ein paar weitere davon gesteckt, um den Zuschlag für Sotschi zu erhalten. Die Winter-Olympiade 2014 also in Putins Land, bringt Glanz und Gloria und ihm auf Lebzeiten dankbare Untertanen – soviel haben wir nach der zweiten Flasche Wodka erfahren. Darauf ists kurz dunkel überm See. Und, leuchte ich aufgeregt, wie gehts weiter? Inzwischen ist die dritte Flasche Wodka offen, Christoph schwärmt über Russlands Schriftsteller, wie er das Land abgöttisch liebe und gar eine russische Staatsbürgerschaft in Betracht ziehe. Von seinen Enkelkindern spricht er, wie sie möglicherweise im Jahr 2022 für die Olympiade blochen, nun steht aber die Defizitgarantie des Bundes auf dem Spiel, das Schweizer Volk – normalerweise stimmt es seinen Vorschlägen immer zu – in diesem Fall bezweifle er das und ihm selbst fehlen zwar nicht die Millionen doch leider die Milliarden, um das Ganze zu übernehmen. Na sdarowje, habe sie jetzt Putin glucksen hören, mein Geld ist dein Geld, lieber Freund Christoph! Olympia 2022 soll in Graubünden stattfinden! Den Vertrag dazu unterschreiben wir morgen in deinem Schloss in Rhäzüns! Denn dein Schloss ist jetzt mein Schloss! Und dann wirds finster.

Donnerstag, 17. Januar 2013

Aus Schweden: Zügig unterwegs


Da staunte der alte Schwede nicht schlecht. Mitten in der Nacht wird er ruppig aufgeweckt, als ob eine Dampfwalze über ihn gefahren wäre. Dabei wars doch bloss eine schwedische Lokalbahn, die einen Prellbock überfahren hatte und flugs sein Mehrfamilienhaus als Endziel erwischte. Nicht, dass der Lokführer alkoholisiert war oder eine rote Ampel überfahren hatte. Nein, nein, denn der Lokführer war es gar nicht. Der dort zuvorderst stand. Es war eine Putzfrau. Die Putzfrau im Führerstand. Sie hatte den Zug abgestaubt. Statt reinigen lieber blochen, hatte sie sich gedacht und kurz aufs Gas gedrückt. Ab durch die Mitte und auf und davon. Dumm bloss, dass sie mit dem Zug auf einer vorgegebenen Strecke bleiben musste. Das hätte ihr ja auch ruhig einer sagen dürfen. Und ebenfalls überraschend, dass kurz darauf eine Barriere dem Ganzen ein Ende setzte. Terminal Station. Damit hatte sie beim besten Willen nicht gerechnet. Sie durchbrach das Hindernis, zack, und krachte kurz darauf in das 50 Meter weit entfernte Haus des alten Schweden. Wäre dieses nicht im Weg gestanden, wer weiss, sie hätte es vielleicht bis in die Schweiz geschafft. Bei unsren steigenden Bahnpreisen schon mal nicht schlecht, wenn eine mit dem eigenen Zug unterwegs ist....

Montag, 31. Dezember 2012

Kurzer Blick zurück

Das Jahr der Fledermaus ist vorbei. Die Süssholzwurzel hat ausgedient als Arzneipflanze des Jahres, die Dohle als Vogel, die Neunaugen als Fische und der Hirschkäfer als Insekt des Jahres.

Er war sicher kein Neunauge, eher ein Dohl noch mehr Hirschkäfer: Capitano Schettino hat beim Süssholzraspeln sein Schiff versenkt. Nun kann er sein Kapitänsbillett an den Haken hängen und im Gefängnis bleiben, Costa Concordia liegt zwar weiterhin als Touristenattraktion vor der Insel Giglio, doch deren Tage sind gezählt wie die vom 2012.

Heidi Klum und Seal haben über ein Lifestyle-Magazin ihre Trennung bekannt gegeben, natürlich bleiben sie weiterhin beste Freunde. Tom Cruise bekommt nach der Blitzscheidung von seiner Katie Holmes eine neue Braut von den Scientology-Chefetage ausgewählt. Und wird im 2013 euphorisch über ein Sofa in irgendeiner Talkshow springen und die immerwährende Liebe verkünden.

Der alte Schwede König Carl Gustav meldet auch gute Nachrichten, seine Tochter Victoria hat eine Prinzessin geboren. Selbst der WWF billigt diese neue Wendung der Schwedischen Geschichte, hat er diesmal keinen Bock geschossen, was man vom Spanischen König nicht behaupten kann. Juan Carlos Flinte trifft in Afrika auf Elefanten, die Hüfte zerbricht und dabei fast die Ehe. War es nicht Königin Sofia, die ihn unter dem grauen Tier hervorzog, sondern seine deutsche Freundin Corinna von und zu Sayn-Wittgenstein. Die Engländer feiern das diamantene Thronjubiläum ihrer Queen Elisabeth, Prinz Harry und seine Freunde leichtbekleidete Pokernächte in Las Vegas und Kate mit William glückliche Momente in der Provence. Wer hätte damals gedacht, dass just dort der Willie den königlichen Wonneproppen unter das freigelegte Brüstchen seiner Kate legen würde? Lance Armstrong ist ebenfalls oben ohne unterwegs, hat er schliesslich all seine Gelben Trikots abgelegt.

Ein Forscherteam findet in Genf das Gottesteilchen, der Braunbär M 13 viel Honig im Puschlav und Christoph Mörgeli mehr Zeit, um seine Verschwörungstheorien zu verbreiten, muss er sich nun nicht mehr dem Medizinhistorischen Museum widmern. Die Frage ist bei ihm bloss, ob er als gut verdienender Schlosssprecher noch auf die staatliche Unterstützung der ALV angewiesen ist. Apropos drei Buchstaben: SVP Nationalrat Filippo Leutenegger hat einen Junggesellen-Sohn. Lorenzo, vor kurzem nur seinem Vater bekannt, geistert als Bachelor durch einen Privatsender, küsst ein paar hübsche Froileins, um sich schlussendlich für das eine zu entscheiden, das dann aber schliesslich nicht recht passen will. Janu, vielleicht ist er ja doch lieber unter seinesgleichen. Immerhin bietet sich für beide Leuteneggers im neuen Jahr die Gelegenheit zum ehrlichen Bekenntnis.

Silvio Berlusconi hat sich verlobt, sie, eine glühende Verehrerin seiner selbst – daher passt sie so hervorragend zu ihm – ist 50 Jahre Jahre jünger als er und spielt Bunga Bunga wie andere Karten. Zusammen sind sie glücklich und verschmerzen die geforderte Scheidungssumme seiner Exfrau Veronica Lario: 100'000 Euro. Pro Tag. Und ausserdem hat ein neues Maya-Zeitalter begonnen!

Mittwoch, 5. Dezember 2012

Morsezeichen: Auslandreisen


Silvia steht an ihrem grossen Wohnzimmerfenster neben der Stehleuchte und macht das Licht an. Und wieder aus. An und wieder aus. Ob ich kurz Zeit hätte, morst sie über den See direkt zu mir herüber. Ich greife zur grossen Taschenlampe, stets einsatzbereit auf dem Sims, und leuchte kräftig von unsrer Stube an der Silberküste zu Herrlibergs Villenhügel. Alles in Ordnung bei euch, will ich wissen, waren wir schon länger nicht mehr auf Empfang. Ja, ja, antwortet Silvia sofort, sie hätte jetzt halt ein gröberes Coaching hinter sich, sie sage bloss ein Wort: Bundespräsident Maurer! Ich meine, das sind doch grad zwei und frage stattdessen nach dem Coaching. Also, beginnt Silvia, ich als Lehrerin a.D. habe natürlich sofort realisiert, dass unser Ueli ein immenses Problem mit fremden Sprachen hat, bei Französisch springt zum Glück Didier Burkhalter ein, dolmetscht und redet für ihn, im Italienischen und Romanischen braucht er momentan ‚orso’ oder ‚urs’ und ‚problem’, das beherrscht Ueli inzwischen recht gut, aber englisch, da geht überhaupt nichts. Daher habe sie ein intensives Englisch-Coaching durchgeführt, fährt Silvia fort. Dann ists dunkel über dem See. Ich drücke auf meine Lampe, englisch kann ich auch nicht, zünde ich, ein paar Lektionen würden mir auch gut tun. Minuten später meldet sich Silvia: Eben ist der Ueli zu mir getreten, machen wir schnell ein Learning by doing miteinander! Wow, schluck ich trocken, mit einem Bundespräsidenten hab ich noch nie, nicht gesprochen, nicht gemorst, geschweige eine English-Lesson abgehalten! Hi Ueli, I’am Irma, leuchte ich leicht errötet. Keine Antwort. Nichts passiert. Da schaltet sich Silvia ein, sorry, mit Irma haben wir keine Übung, meld dich doch als Michelle Obama. Ok, geb ich zurück, hi Ueli, my name is Michelle Obama, how are you? Und kaum hab ichs über den See geschickt, kommts wie aus dem Sturmgewehr geschossen: Hello, I am Ueli from Switzerland and you are so great and black and beautiful! Ich nicke, ja, ja, im Dunkeln kannst du das leicht sagen, fühle mich aber trotzdem ein bisschen Obama-like. Und jetzt, funkt Silvia dazwischen, stell dich bitte als Putin vor. Easy, denk ich, greife rasch nach einer Flasche Wodka im Schrank und warte auf Uelis Botschaft. Hello, I am Ueli from Switzerland and you are so great and strong and beautiful! Ich nicke erneut, nastrowje, das Englisch sitzt ja perfekt, ich fühl mich echt Wladimir! Kurz danach morst Silvia, sie habe den Ueli verabschiedet, er sei nun auf dem Weg nach Bern, das mit dem Englisch bleibe einfach katastrophal. Burkhalter muss zum Französischen ab sofort auch die Auslandreisen übernehmen, auf denen ja eh nur englisch gesprochen wird. Die SVP verspricht im Gegenzug der FDP, Burkhalter einstimmig als nächsten Bundesratspräsidenten zu wählen und Filippo Leutenegger als dessen Vize. Darauf das Licht über Herrlibergs Villenhügel erlöscht. Leutenegger Filippo, überleg ich flüchtig, während ich die Taschenlampe aufs Sims zurückstell, heisst der nicht Lorenzo?

Freitag, 2. November 2012

Aus Amerika: Halloween in Pennsylvania


Halloween, ein lustiger Brauch. Grad für unsre Kleinen. Sie stolpern im Dunkeln mit schlottrig schwarzem Overall und weissem Skelettaufdruck von Tür zu Tür, klingeln kurz, pressen ein hastiges ‚Süsses oder Saures’ hervor und zotteln glücklich und aufgeregt mit der Beute zum nächsten Haus. Happy Halloween!

An einer Halloween-Party im US-Staat Pennsylvania hatte sich ein neunjähriges Mädchen als Stinktier verkleidet. Sich in ein schwarzes Kostüm gezwängt, einen schwarzen Hut mit weisser Quaste aufgesetzt, war mutig losgezogen und hatte in der Nachbarschaft nach Süssem und Saurem gefragt. Vermutlich waren es bereits etwas zu viele ‚Trick or Treat’, dem Stinktiermädchen wurde unwohl, aufgebläht war es und so kauerte es sich nieder unweit seines Onkels Haus. Und gärte ein wenig vor sich hin. Der Onkel jedoch, wachsam wie ein scharfer Hund, beobachtete genau, was um ihn und sein Hoheitsrevier herum geschah. Er fühlte sich bedroht ob der dunklen, wenn auch kleinen Gestalt, die sich ein paar Meter weit entfernt hinter seinem Gartenzaun bewegte. Zum Glück hat jeder rechte amerikanische Bürger eine Waffe im Haus! Geistesgegenwärtig griff er in den Stubenschrank zwischen Whiskey und Brandy, zog seine Flinte heraus, hechtete ans Fenster, zögerte nicht und setzte zum finalen Schuss an: Paff und niedergestreckt das unheimliche Wesen!

Doch gemach: Das unschuldige Stinktier hatte Glück im Unglück. Das neunjährige Mädchen wurde nur an der Schulter verletzt. Diese wurde zwar wegeschossen, aber, so gab der dortige Polizeichef bekannt, ansonsten sei das Kind unverletzt. In Onkels Stube hängt nun neben Hirschgeweih und Rehböcklein ein zierliches Schlüsselbein an der Wand: Skunk, weibl., teilw. erlegt, Jagd 2012. Waidmannsdank an Halloween!