Freitag, 5. Februar 2010

Deutsche, Banken und Bundesräte

Mit der Faust schlägt der Toni auf den Tisch, keine Eier habe der Bundesrat, ruft er aus, allen voran die Calmy-Rey! Ich stell sie mir sogleich vor und denk, anders wärs ja vermutlich auch nicht recht, da fährt Brunner fort: „Landesverrat hat sie betrieben, die Position der Schweiz in zukünftigen Verhandlungen massiv geschwächt!“ Er umklammert ein Glas Wasser, jetzt sei genau der richtige Zeitpunkt, um den ganzen Haufen dort oben in Bern auszumisten und vom Volk den Bundesrat wählen zu lassen! Er lehnt sich in seinem Stuhl zurück, streicht dabei sanft über seine gelbe Krawatte, die er zu einem kurzarmigen Hemd trägt, auf dessen Kragen ein kleines SVP-Sünneli strahlt. Ich nicke und überleg, ja, dem Toni würde ich meine Stimme geben. Erstens, weil er immer eine glatte Frisur trägt und zweitens, weil er seinen Wählern einen Wurstsalat in seiner Landbeiz Sonne verspricht. Sollte er dann Bundesrat werden. Ferner würde ich den Christoph Mörgeli wählen. Hat ebenfalls hübsche Haare und obendrein mein tief empfundenes Mitgefühl, wurde ihm erst kürzlich eine Chefin vor seine Nase gesetzt. Sie bekam den Job, den er selbst gerne gehabt hätte. Als ob das nicht schlimm genug wäre, musste es dazu noch eine Deutsche sein! Hässlich das Ganze. Immer diese Deutschen. Nehmen uns alles weg. Die Wohnungen, die guten Filz-Stellen in Unis und Spitälern, die Parkplätze, die Frauen. Und nun die Banken. Samt dem vielen schwarzen Steuergeld. Schön sei das nicht, sagt Finanzminister Schäuble, wie Deutschland zu diesen Daten gekommen sei. Aber ein gewisses Verständnis den Schweizer Bankmanagern gegenüber, die unlängst mit Minimalboni abgestraft wurden und sich halt mit Datenkopieren etwas dazuverdienen müssen, habe er schon. Eben in der Krisenzeit soll man sich zu helfen wissen. Und Aussenminister Westerwelle erinnert alle Beteiligten hüben wie drüben daran, besonnen zu reagieren, schliesslich gehe es um die Beziehungen von zwei freien, befreundeten Nationen. Toni schüttelt den Kopf, er wolle von den Deutschen rein gar nichts mehr hören. „Gut, schicken wir sie alle zurück, und lass uns grad mal mit ihrem Schwarzgeld anfangen“, ruf ich ihm hinterher, aber da hat er unsre Haustüre bereits zugeschlagen.

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