Donnerstag, 16. Juni 2016

Foodporn

Illustration: Marisa Meroni
Liebe FKK-Freunde, die Temperaturen draussen müssen gar nicht steigen, es genügt bereits ein warmes Restaurant und zack, schon können wir die Hüllen fallen lassen. In London hat kürzlich das Naked-Restaurant „Bunyadi“ geöffnet, längst überfällig! Denn es bedeutet: Nie mehr vorm Kleiderschrank stehen! Splitterfasernackt einen Trenchcoat überwerfen, in ein Paar Louboutins steigen und zum Resti stöckeln! Wow, wie cool ist das denn?! An der Garderobe werden wir vom nackten Kellner (seit die Kleiderkette Abercrombie keine Türsteher mehr engagiert, hat das RAV die gutaussehenden Muskelpakete allesamt in Nacktrestaurationsbetriebe vermittelt) aus unserer Stoffhülle befreit und an die Bar begleitet. Während wir am Röhrli des Wellcome-Drinks ziehen, dem nackten Barkeeper zuschauen, wie er mit flinken Fingern hantiert, studieren wir den Merkzettel, auf welchem steht, wir sollen den Abend geniessen, frei von stofflichem Zwang, aber auch frei von Fleisches Lust. Keine sexuellen Gelüste also, aber sag das mal dem Auge, das ja isst ja schliesslich auch mit. Das Smartphone soll in der Tasche bleiben. In welcher Tasche? Keine Fotos und somit kein Foodporn. Endlich folgen wir dem haarigen Hinterteil des Kellners und werden an unsren Tisch geführt, der hinter Zwergbambuszäunen gut versteckt auf uns wartet. Wie jetzt, alle Tische sind hinter üppigem Gestrüpp? Um die Privatsphäre eines jeden Tisches zu wahren und sich nicht von den vielen persönlichen Details der anderen Gäste ablenken zu lassen? Da hätten wir ja ebenso gut daheim nackig essen können. Wozu denn das Ganze so aufblasen? Das Lokal ist stets ausgebucht. 46'000 Leute haben sich bereits auf die Warteliste gesetzt.

Gleichzeitig kommt die Nachricht, dass auch die Japaner kimonolos vor ihren Speisen knien. In Tokio steht das Nacktrestaurant „The Amrita“ kurz vor der Eröffnung. Doch wer denkt, er könne jetzt einfach mal blutt mir nichts dir nichts durch das Land der Kirschblüten wandeln, der soll hier ein wenig aufpassen: Im „The Amrita“ gibst du an der Garderobe nicht nur deinen Mantel ab, nein, du gibst dazu auch dein Gewicht an. Ohne Kleider!! Und wenn du mehr als 15 Kilo über dem Durchschnitt deiner Grösse wiegst, dann überdenk bitte deine Grösse oder die Reservierung dieses Lokals... Speckröllchen, die aus dem Stoffstuhl quellen, will „The Amrita“ nämlich nicht. Sprechen wir hier von Gewichtsdiskriminierung? Ja! Ebenso von Altersdiskriminierung, denn zugelassen wird nur wer über 18 und unter 60 ist! Und keine Tattoos trägt. Also auch voll die Körperzeichnungs-Ausgrenzung. Rein und sauber, schlank und rank, jung und frisch muss das Fleisch der Gäste sein. Somit es bestimmt kein veganer Mushi-Tempel ist. Ha ha, das war jetzt recht billig, pardon. Dafür sind die Eintrittskarten hoch: 660 Euro. Gegessen hast du dann natürlich noch nicht. Für das Menu kommen etwa noch 200 Euro obendrauf. Aber immerhin sparst du dir das neue Hemd.

1 Kommentar:

  1. Danke fürs Teilen. Wenn Sie noch nie Österreich besuchen würden, probieren Sie dieses Hotel http://wellcum.at/. Ich bin sicher, dass Sie seine Atmosphäre und entspannte Bedingungen genießen.

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