Dienstag, 8. März 2016

Unter uns Frauen: Wechseljahre


Heute, am Tag der Frau, da lese ich gerade in einer Wochenzeitung, wie es ist, Mittfünfzigerin zu sein, die Falten gar keine Rolle spielen, weil die innere Gelassenheit so gross und einzig betrüblich, die Affären ein wenig weniger. Die Affären weniger? Die Wechseljahre, ach nicht schlimm, weil Gefühlsschwankungen hat jede mal und klar kann es vorkommen, dass es die eine stärker trifft als die andere, aber im Prinzip genügen schon ein paar Tropfen eines Nachtschattengewächses und easy, chills, um mit den Worten meiner pubertären Tochter zu sprechen, die sich mit Gefühlsschwankungen sehr gut auskennt, solange sie nicht über ihre eigenen sprechen muss.

Die innere Gelassenheit, ich geb es zu, die fehlt mir. Die äussere übrigens auch. Wenn sich am Morgen im Badezimmer der Spiegel überm Lavabo automatisch abdunkelt, sobald ich davorstehe und mir bloss die Zähne putzen will, nehm ich das natürlich sehr persönlich. Da wein ich schon, bevor ich mich hab anschauen können. Die reinste Achterbahn in unsrem Haus ist das, wenn es Mutter und Tochter gleichzeitig erwischt. Ich mit meinen Wallungen und sie mit ihren Pubertätsschüben. Im Prinzip müsste in jeder Packungsbeilage der Antibaby-Pille stehen: Achtung, wenn Sie jetzt schwanger werden wollen, dann rechnen Sie bitte aus, wie alt Sie sind, wenn Ihre Tochter (wahlweise auch der Sohn) fünfzehn ist. Wobei das Ganze nicht einfach zu eruieren ist, die Pubertät kann ja mit zwölf beginnen und die Wallungen mit fünfundfünfzig noch nicht aufhören...

Zum Tag der Frau wünsch ich mir keine Wechseljahre mehr. Die Pubertät genügt vollauf. Weshalb müssen wir Frauen uns nochmals mit Bibeli am Kinn und auf der Stirn abmühen, gegen fiese Gewichtszunahme kämpfen und den Schweiss vom Gesicht wischen, der wie aus dem Nichts tief in dir drin erhitzt wird und zack aus den Poren geschossen kommt und du hoffst, das Gegenüber bemerkt es nicht, was es sehr wohl macht und nicht recht weiss, soll es dich jetzt mitleidig an- oder beschämt wegschauen?

Selbstverständlich gibt es auch Männer, die in den Wechseljahren stecken. Werden sie aber danach gefragt, so antworten sie: Wechseljahre? Nein, kenn ich nicht. Oder meinst du die Jahre, in denen ich das Familienauto in einen Rennboliden und von meiner Ehefrau zu einer viel Jüngeren gewechselt habe? Dabei lächeln sie stolz und streichen sich das dunkel gefärbte Haupthaar über ihre sehr hohe Stirn zurück.

Das löst mir jetzt grad wieder eine Wallung aus.

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