Samstag, 16. April 2011

Hotel zum Hirschen

Ein Hirsch dringt in das legendäre Hotel Real ein! Mitten in Vaduz! Dies die Schlagzeilen des Liechtensteiner Vaterlands. Was das Tier nicht wusste, das Hotel ist seit vier Monaten geschlossen, schreibt die Zeitung weiter. Ja saperlott, weshalb hat man das dem Tier nicht vorher gesagt? Erst war es quer über einen Verkehrskreisel gerannt, danach zum Eingang des Hotels Real, hatte mit dem Geweih die eine Seite der zweiflügligen Eingangstür aufgedrückt, so die Vaterländische Einbruchstheorie, und dann am Lift vorbei die Treppe hoch gestürmt. Ist ein Hirsch doch gut zu Fuss. Oben im ersten Stock auf das etwas erstaunte Hotelier-Ehepaar Felix und Theresia Real (Madrid ihr Ledigname, aber das tut hier nichts zur Sache) gestossen. Danach ging alles blitzschnell: Reals wählten die Nummer des Fürsten. Dem war das nicht ganz koscher und er verwies auf Bischof Haas. Haas wiederum dachte, man binde ihm einen Bären auf und informierte die Polizei. Diese kam mit Blaulicht verkehrstechnisch vorbildlich und einwandfrei um den Kreisel herum zum Tatort und erstattete Strafanzeige gegen den Hirsch. Wegen nicht korrektem Zutritt in fremdes Territorium. Der ebenfalls gerufene Jäger begab sich hinter die Reception auf die Pirsch und erschoss den Hirsch. Selbstverständlich nur mit einer Betäubungspatrone, so steht es schwarz auf weiss im Liechtensteiner Vaterland. Und dazu das versöhnliche Ende: Der eingeschlafene Hirsch sei vor den Augen vieler Neugieriger in den Wald oberhalb Vaduz abtransportiert worden und hätte sich kurz darauf auf wackligen Beinen davon gemacht. Was das Blatt verschweigt: Der Hirsch torkelt nach einigen Metern direkt in die ewigen Jagdgründe. Und hinter den Tannen sitzen Jäger, Polizist, Fürst und Haas und schieben sich gegenseitig die Karten zu. In wessen Küche der Hirsch zum Pfeffer geschmort und wer den schweren Rotwein aus dem Keller tragen wird, das gilt es erst noch auszujassen.

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