Dienstag, 5. Januar 2010

Bayerische Morgenandacht

Es begab sich aber zu der Zeit, dass sich im Oberbayerischen Rennertshofen fünfundzwanzig Gläubige zur Silvester-Morgenandacht einfanden. Gott sah es und erkannte, dass die Bayern früher katholischer waren. Jetzt sassen die wenigen still auf ihren Bänken und nickten stumm zu den monotonen Worten ihres Pfarrers. Plötzlich erklangen lautstark himmlische Engelsstimmen von der Orgelempore: ein helles „Halleluja, Hallelujaaaa“ begleitet von einem dunklen „Luja, Lujaaaa“! Gott hörte es auch und dachte, zifix, und das in einer barocken Kirche, wenn unten der Geistliche steht! Der Priester blickte darauf irritiert gen Himmel und wies leise eine Kirchenbesucherin an, die wohl mehr irdischen denn himmlischen Geräusche zu orten. Sie stieg die steile Stiege zur Empore empor und erwischte dort oben ein junges Pärchen in flagranti. Umrahmt von steifen Orgelpfeifen. Liebe deinen Nächsten, doch nicht auf der Orgel-Empore, du Depp, während einer Morgenandacht, raunte Gott vom Himmel herunter. Der junge Mann, ein bayerischer Ordnungshüter, sammelte hastig das Corpus Delicti, seine und ihre Kleider, zusammen und so flohen sie eilends aus dem Gottesgebäude. Das ist unser Dorf-Polizist, schrie die Frau auf der Empore und bekreuzigte sich schnell. Der Pfarrer schloss die Unflätigen tadelnd in seine Predigt ein, bedauerte zutiefst das Fehlverhalten der Ungläubigen und erstattete eine Anzeige wegen Störung der Religionsausübung.
Die Kriminalpolizei Ingolstadt hat jetzt ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Bei einer Verurteilung drohen den zwei Emporkömmlingen Freiheitsstrafen von bis zu drei Jahren. Gott schüttelte nur traurig den Kopf, schade drum, zwei leidenschaftliche Gläubige weniger in der katholischen Kirche.

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