Diese Lektionen laufen unter dem
Titel ‚Yoga’. Yoga für Kindergartenschüler. Yoga für Einsteiger. Den Eltern
eines Kindergarten-Buben ging das jedoch zu weit. Sie hatten bei der
Schulpflege um eine Dispensation ihres Juniors vom Yoga ersucht. Oder gar eine
Umteilung in einen anderen Kindergarten gefordert, in dem vielleicht gejodelt oder
ein Jasskurs für kleine Hände geboten wird, statt sich nach dem Sonnengruss zu
richten. Yoga komme aus dem Hinduismus, argumentierten sie argwöhnisch, und
habe die Auflösung der Seele im göttlichen Brahman zum Ziel. Öffentliche
Schulen aber seien den Grundwerten des demokratischen Staatswesen verpflichtet
und hätten sich gemäss Kantonsverfassung konfessionell und politisch neutral zu
verhalten. Kruzifx nochmal!
Dem wurde widersprochen. Der
Yoga-Unterricht sei religionsneutral ausgerichtet und diene ausschliesslich zur
Förderung der Gesundheit, Beweglichkeit und Haltung, sprach die Schulpflege.
Die Eltern schüttelten den Kopf und rekurrierten beim Bezirksgericht. Als das
nichts nützte, führten sie Beschwerde beim Verwaltungsgericht wegen Verletzung
der Glaubens- und Gewissensfreiheit. Doch auch dieses entschied, die breite
Öffentlichkeit assoziiere Yoga heute mit Gymnastik- und Entspannungsübungen – und
nicht mit rituellen Handlungen. Grosse Teile unserer Zivilisation, die auch den
Schulunterricht prägen, liessen sich auf religiöse Ursprünge zurückführen. Zum
Beispiel die Anfänge des europäischen Theaters im antiken Griechenland, so das
Verwaltungsgericht weiter, wurden nämlich damals die Vorführungen zu Ehren
griechischer Götter abgehalten.
Die Eltern können das kürzlich
publizierte Urteil nun noch ans Bundesgericht weiterziehen. Das Ganze ist
natürlich sehr zeitaufwändig, nebenbei wollen Mami und Papi ihren Buben ja
weiterhin im Frühchinesisch unterstützen, für den Förder-Englisch-Unterricht
genügend Stunden einplanen, ihm im Theaterverbund ‚Sokrates für Einsteiger’ die
altgriechische Philosophie näher bringen und zum körperlichen Ausgleich ins Aikido
chauffieren, damit der fernöstliche Kampfsportgedanke nicht zu kurz kommt. Aber
bitte sehr, sicher nicht zusammen mit den anderen Chegelischülern. Wo bleibt
denn da die Diversität des Individuums, bzw. der Wettbewerbsvorteil im Kampf um
die oberste Sprosse auf der Karriereleiter?
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