Dienstag, 9. November 2010

Reich und reicher

Die Vermögensschere ist nirgends so weit geöffnet wie in der Schweiz. Dachte ich doch eher an Russland. Aber die Oligarchen mit ihren schönen Frauen sind vermutlich alle nach Helvetien gezogen. Die Schweiz hat – nach Singapur und Hongkong - die höchste Millionärsdichte. Jeder zehnte Milliardär der Welt lebt bei uns. Was nicht heisst, dass jeder Zehnte ein Milliardär ist. Wäre ja zu einfach, müsste man nur durchzählen und hätte grad einige davon im Freundeskreis. Die reichsten drei Prozent der hier wohnhaften privaten Steuerpflichtigen haben gleich viel Nettovermögen wie die restlichen 97 Prozent. Somit das mit dem Durchzählen der Freunde jetzt wohl eher aufgeht. Dies sauge ich mir natürlich nicht aus meinen Fingern, nein, ich entnehme es dem Buch ‚Wie Reiche denken und lenken’, welches ich bei meinem Liebsten auf dem Nachttisch entdeckte. Hab ich da einen wahrhaftigen Schatz gefunden, gings mir glücklich durch den Kopf, doch nachdem ich ihn beiläufig darauf angesprochen hab, hat sich herausgestellt, das Buch sei eine Neuerscheinung, eine wissenschaftliche Studie über Reichtum in der Schweiz und speziell für mich gekauft. Mit dem Hintergedanken, dass ich, sollte das üppige Salär meiner Schreiberei überborden, eine Anleitung für unser neues Leben hätte. Dabei, so lese ich es schwarz auf weiss, bereichern sich die Reichen meist durch Erbschaften. Nicht aus eigenem Antrieb. Ausser vielleicht wenn die Vorfahren gar nie das Zeitliche segnen wollen. Die Reichen haben einfach das Portiönchen Glück, in der richtigen Familie gelandet zu sein. Wie Gigi aus Basel (nicht Arosa), die sich den Chirurgen Andreas Oeri, Erbe und Mehrheitsaktionär des Pharmariesen Roche, an Land gezogen hat und nun eine grosszügige Mäzenin des FCB ist. Streller und Frei können auch noch aus dem Altersheim ins Fussball-Training fahren, solange Frau Oeri aus ihrem 15 Milliarden Familien-Vermögensfundus schöpft, ist alles im grünen Bereich. Theoretisch gesehen. Gut, sie müsste ja nicht, die Frau Oeri, diese Buben unterstützen, nein, schliesslich hat sie auch ein Puppenmuseum aufgebaut. Mit kleinen, aufziehbaren Fussballern drin, die immer wieder Elfmeter schiessen. Und versenken. Aber jetzt bin ich etwas abgeschweift. Zurück zu den Erbschaften. Mit denen sich die richtig Reichen bereichern. Also nicht die einfachen Einfach-Millionäre. Diese schliesslich zählen heut längst zur Mittelschicht. Und die Mittelschicht ist die neue Unterschicht. Frag ich mich, wohin sich die bisherige Unterschicht verschiebt? Im Jahre 2010 bekommen 10 Prozent der Erben in der Schweiz drei Viertel der gesamten Erbsumme von geschätzten 40 Milliarden Franken. Eine Umverteilung findet kaum mehr statt, so die Autoren dieser Studie. Natürlich gibt es Ausnahmen. Helg Sgarbi zum Beispiel. Der es geschafft hat, ein paar Millionen von seiner Geliebten, der BMW-Erbin (und eine der reichsten Frauen weltweit) Susanne Klatten, zu stibitzen und in die Schweiz zu bringen. Nicht durch Erbschaft, sondern durch eigenes Können und Zutun. Das hat sich jedoch nicht ausgezahlt. Er sitzt im Gefängnis. Das Geld zurück wos hin gehört, und somit ists wies ist. Unverteilt statt umverteilt.

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