Dienstag, 12. Juni 2012

Lolek und Bolek auf freier Fahrt

Normen für die Kinderkrippe: Zürich zieht unsichere Rutschautos aus dem Verkehr, hat die NZZ am Sonntag gemeldet. Wenn Eltern gegen Bobby-Cars ins Feld ziehen, schreibt der Tages Anzeiger. Und angefangen hat das Ganze so: Eine Mutter bringt ihre dreijährigen Zwillingsbuben Lolek und Bolek in eine Krippe in Zürich Wollishofen, im Glauben, ihre Söhnchen werden gehegt, gepflegt, gefüttert und nebenbei vielleicht mit etwas Frühchinesisch gefördert. Mami braust mit gutem Gewissen in ihrem flotten Flitzer davon. Die Abgaswolke hat sich noch nicht ganz gelegt, als sich Lolek auf einen Bobby-Car setzt, um im Hof mal kurz eine coole Runde zu drehen. Was Lolek kann, das kann Bolek längst, denkt sich dieser und steigt ebenfalls auf ein Plastikgefährt, einen Wheely-Bug-Krabbelkäfer. Oder welches Modell auch immer. Lolek bereits weggerollt, kippt nach hinten, prallt auf den Randstein und zack: eine Platzwunde am Hinterkopf. Sofort zum Arzt, der näht zu, was offen ist. Mutti entsetzt und verlangt, dass ihre Buben ab sofort Helm tragen müssen. Bolek denkt nicht im Traum daran, denn was Lolek ohne Helm kann, das kann Bolek längst ohne Helm. Einfach nicht nach hinten fallen, sondern gescheit das Gewicht nach vorne lagern. Und zack: kopfüber mitten aufs Gesicht, der Bolek, eine meterlange Rissquetschwunde am Kinn. Sofort zum Arzt, der näht zu, was offen ist und Mutter nimmt drohend ihre Buben aus der Krippe: Das Geschehene melden wir unverzüglich der Presse. Gesagt, getan. Und jetzt? Die Bereichsleiterin Kinderbetreuung der Stadt Zürich reagiert betroffen, bei diesen beiden Vorfällen handelt es sich um eine „statistisch unwahrscheinliche Häufung“, in den fünf Jahren zuvor habe es bloss einen einzigen vergleichbaren Unfall gegeben. Vermutlich der ältere Bruder von Lolek und Bolek. Die Krippe sieht trotzdem Handlungsbedarf und nach den Sommerferien werden nur noch Produkte zugelassen, welche die Norm 71 erfüllen: Räderlose Rutschautos, die in der Krippe fix verschraubt sind. Mit Sicherheitsgurt und Helmobligatorium.

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