Mittwoch, 21. September 2011

Italien im Minus

Es steht nicht gut um Italiens Finanzen. Seit Jahren schiebt die Regierung eine immense Schuldenlast vor sich her, inzwischen über 1,8 Billionen Euro. Eine Billion ist eine Eins mit zwölf Nullen. Unglaublich. Fast wie im italienischen Ministerkabinett. Nur dass dort keine Eins voran steht. Item. Die Ratingagentur Standard & Poor’s hat die Kreditwürdigkeit des Landes herabgestuft. Und dabei den Zorn des Ministerpräsidenten Silvio B. erregt. Die Medien sind schuld, ruft er aus. Jedoch hohe Schulden, labile Regierung und schwaches Wachstum sind Grund genug, Italien schlechter zu bewerten. So liegt das Land nun gleichauf mit Malta, Estland oder Tschechien. Diesen Vergleich hat Silvio für einen kurzen Moment besänftigt, sollen diese Länder ja mit vielen hübschen Frauen gesegnet sein. Aber zurück zu seinem Unmut. Die Justiz und die Presse wollen ihn stürzen, den Cavaliere, unerhört, die Zeitungen berichten nicht von seinem Versprechen zu sparen, sondern nur von seinen gar nicht sparsamen Versprechern. Sei es doch nur ein Witzchen gewesen, dass er einer seiner jungen, süssen Frauen ins Ohr geflüstert hätte, er wäre bloss in seiner Freizeit Ministerpräsident. So etwas kann schon mal vorkommen, grad wenn man weiss, dass vor der Schlafzimmertür noch weitere bildschöne Signorine Schlange stehen, um von seiner Standhaftigkeit zu profitieren und mit ihm glückliche Momente zu teilen. Welcher Italiener würde hier ein ‚No grazie’ sagen? Eben. Dass das Mailänder Gerichtsverfahren wegen Bestechung eines Kronzeugen, Amtsmissbrauch und illegalem Verkehr mit Ruby an seiner staatsmännischen Standhaftigkeit zweifelt, wen interessiert das? Die Veröffentlichung der Protokolle des mittlerweile in Untersuchungshaft sitzenden jungen Unternehmers Tarantini (die Nähe zu Tarantino rein zufällig, wobei genügend Stoff für ein Drehbuch vorhanden ist), der Papi Silvio Dutzende von Escort-Damen zuhielt und sich so Zugang zu staatlichen Auftraggebern verschaffte, fördert höchstens den Wachstum an Peinlichkeiten und dass Tarantini von Berlusconi über 500 000 Euro erhielt, was dieser als Hilfe an eine Familie in Finanznot zu rechtfertigen versucht, macht das Loch in der Staatskasse auch nicht kleiner. Silvio winkt ab. Alles halb so schlimm. Inzwischen erheben sich selbst bei den Italienern die Stimmen, dass der Ministerpräsident-in-Freizeit mehr seine persönlichen Interessen verfolge und sich nicht rechtzeitig um die Wirtschaftsprobleme des Landes gekümmert habe. Tatsächlich? Kann das wahr sein? Natürlich! Und all das fliesst nun in die Bewertung der Kreditwürdigkeit Italiens durch die Ratingagentur Standard & Poor’s: Very poor!

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