Ja, ja die Vuvuzela... Aber gibt es denn schönere Zeiten als die der WM? Neben dem Liebsten in der guten Stube zu sitzen und gemeinsam ein- und mehrfarbig tätowierten Mannsbildern nachzuschauen, wie sie auf dem grünen Rasen um einen einzigen Ball balgen? Wie sie schwitzen und kämpfen, alles geben und dann, wenn das richtige Tor gefunden und das runde Teil versenkt ist, sich hemmungslos dem Jubeltaumel hingeben, übereinander kraxeln, sich herzen, umarmen, drücken, gemeinsam salsamässig die Hüften schwingen, das Leibchen hochziehen, um uns das durchtrainierte Sixpack zu zeigen. Herrlich. Dafür sitz ich gerne bereits am Nachmittag vor dem Fernseher, gehe spätnachts ins Bett und versteh endlich König Sepp Blatters Zitat: Zürich ist boring, boring, boring! Nur einmal hab ich bisher die WM-Partien nicht ganz mit angeschaut. An jenem Samstag, als die Holländer gegen die Japanern spielten. Und Ghana auf Australien traf. Zu jener Zeit übergab der adlige König von Schweden, der alte Frauenhallodri, just am 34. Hochzeitstag mit seiner bürgerlichen Königin Silvia, seine Tochter, die somit halbadlige Kronprinzessin Victoria, ihrem bürgerlichen Personal Trainer Daniel Westling. Als die beiden sich die ewige Treue versprachen, mussten nicht nur der Bräutigam und die Brautmutter zum Taschentuch greifen, nein, selbst ich schnäuzte einmal tief ins Trikot der Deutschen, das ich an diesem Tag grad auf mir hatte, der Königin Silvia zuliebe. Und überlegte mir, ob das Kind der Halb- und des Überhaupt-nicht-Adligen zu einem Vierteladligen wird oder ob das europäische Königshauspanoptikum nicht längst in sich zusammengefallen ist.
Die Prinzen Harry und William von England hatten auf die königliche Hochzeit gepfiffen und lieber in ihre Vuvuzelas geblasen – sie blieben in Südafrika. Schliesslich brauchte die englische Mannschaft ihre tatkräftige Unterstützung. Und selbstverständlich auch die von David Beckham. Der mit Krawatte und Anzug gekleidet auf der Bank gesessen ist und konzentriert nachgezählt hat, ob tatsächlich alle elf Engländer auf dem Platz stehen. So hats mir jedenfalls Victoria gesagt und war sehr angetan von der wichtigen Beraterfunktion ihres Mannes im fernen Südafrika. Ebenfalls als Bodyguardberater hat er sich inzwischen bewährt, musste er doch schon einen schimpfenden Fan aus der Umkleidekabine spedieren. Jetzt sind sie gar ganz weg. Die Engländer. Epische Leistungen haben die Franzosen mit der Neuauflage des Opus Magnum ihres Nationaldichters Victor Hugo gezeigt. Keiner konnte „Les Miserables“ diese Saison so überzeugend umsetzen wie les Bleus. Und die Italiener lieferten statt der göttlichen Komödie die göttliche Tragödie. Schöner dagegen der deutsche Trainer Jogi Löw und sein Assistent Klausi Flick. Sie interpretieren das doppelte Lottchen neu und setzen modische Akzente am Spielfeldrand. Maradona, das lebende Kokaindepot, küsst jeden seiner Argentinier so intensiv, dass nur zu hoffen ist, dass diese die Dopingkontrollen danach überstehen. Und ach ja, die Schweizer, die Schweizer...
Donnerstag, 1. Juli 2010
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