Freitag, 4. Januar 2008

Morsezeichen: Von Gold- zu Silberküste

Es war ein stilles, wenn nicht gar stummes Abkommen, das wir zwei getroffen haben. Die Silvia und ich. Abends, bevor sie zu Bett ging, das konnte durchaus sehr spät sein, stellte sie sich noch kurz an ihr Stubenfenster drüben in Herrliberg. Schaltete die Beleuchtung ein, aus, ein, aus und morste mir über den Zürichsee hinweg ihr Wohlbefinden. Wenn irgendwann in der Nacht das Lichtlein in kurzen Abständen über unsren Esstisch huschte, sagte mein Mann trocken: Ist für dich. Da stand ich wieder am Fenster, antwortete, so gut ich konnte. Und erfuhr, das darf ich hier ruhig verkünden, als Erste und noch Tage vor der Weltwoche von den Ängsten und Befürchtungen um den geheimen Plan, Christoph abzuwählen. Den besten Bundesrat aller Zeiten hinterhältig aus dem Gremium zu kippen. Unglaublich. Ich zittere jetzt noch, wenn ich daran zurückdenke. Wobei, ich gebs zu, nicht alles gar so deutlich in unsrer Küche zu empfangen war. Von Wähen sprach sie nämlich und einem Geheimkompott. Betty Bossi, kams mir spontan. Blochers haben Ueli zum Znacht und Silvia sucht noch nach einem währschaften Rezept, damit er sich wie bei Muttern fühlt. Ich habe ihr grad sofort zurückgeblinkt: Probiers doch mit einem Bündner Gericht – das kommt immer gut an. Jetzt seh ich das natürlich in einem ganz anderen Licht. Die sassen gar nicht zusammen, um gemütlich miteinander zu speisen, nein, da wurde bereits die inzwischen berühmte Brandrede nach der verlorenen Bundesratswahl gekaut. Silvia sah sich schon auf der Bundeshaustribüne sitzen, die Abwahl ihres Gatten direkt vor Ort mitzuerleben. Das war natürlich bitter. Eine Zeitlang bliebs dann auch sehr dunkel im Wohnzimmer auf Herrliberg. Das beunruhigte mich. Aber gestern hats wieder gefunkt. Glücklich sei sie jetzt. Und erleichtert, den Christoph wieder vermehrt im Haus zu wissen. Sie suche nur noch nach einem sinnvollen Hobby für ihn. Wenn ich eins hätte, soll ich es ihr doch rübermorsen.

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